Full text: Borussia. Bilder aus der Geschichte des preußischen Vaterlandes.

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Donner ihres eigenen Geschuͤtzes aus dem Schlafe aufgeschreckt. Wie 
aus der Erde gestiegen, standen die Feinde mitten in ihrem Lager. 
Halbbekleidet stürzten die Preußen mit den Waffen in der Hand aus 
den Zelten und leisteten Daun's Grenadieren den hartnäckigsten Wider- 
stand, bis sie von Laudon's Reiterei im Rücken und in den Flanken 
angegriffen und reihenweise niedergehauen wurden. Das Blutbad 
war furchtbar. Der Feldmarschall von Keith fällt von einer Kar- 
tätschenkugel durchbohrt, den Herzog Franz von Braunschweig streckt 
eine Kanonenkugel nieder; der Prinz Moritz von Dessau wird tödt- 
lich verwundet aus dem Gefechte getragen. Die Preußen ringen wie 
Verzweifelte um den Sieg. Mann kämpft gegen Mann. Der Dun- 
kelheit wegen war es schwierig, seinen Gegner zu erkennen. Daher 
suchten sich Manche durch blindes Umherschlagen und Stechen, gleich- 
viel ob gegen Freund oder Feind, zu vertheidigen. Man tappte 
nach den Mützen der Gegner umher, und nur die Blechkappen der 
preußischen und die Bärenmützen der österreichischen Grenadiere gaben 
hier das Erkennungszeichen. Mit wahrem Löwenmuth vertheidigt 
der Major von Langen an der Spitze seines Bataillons den Kirchhof; 
derselbe wird für ihn und die Seinigen ein gemeinsames Grab. 
Dem Könige selbst wird das Pferd unter dem Leibe erschossen; er 
entkommt nur durch die Geistesgegenwart eines Offiziers der Gefan- 
genschaft. Das Schlachtfeld ist nicht zu behaupten; die Preußen 
ziehen sich zurück. Das geschieht aber mit so musterhafter Ordnung 
und Besonnenheit, daß Daun sie nicht zu stören wagt. Das preu- 
ßische Heer verlor indessen 9000 Mann an Todten und Verwundeten 
und fast alles Geschütz und Gepäck. Aber von allen Feldherrn ver- 
stand Friedrich am besten, wie eine Niederlage wieder gut zu machen 
und Daun am wenigsten, wie ein Sieg zu benutzen sei. In ein paar 
Tagen war die preußische Armee so furchtbar wie vor der Schlacht. 
167. Schlacht bei Kunersdorf, 
am 12. August 1759. 
Hier sah Friedrich seine Krieger fallen! 
Tiedge. 
Das Jahr 1759 brachte dem Könige schweres Unglück. Gern 
hätte er das Schwert aus der Hand gelegt, aber die Erbitterung
	        
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