Object: der Weltkrieg 1914. Band 2. (1)

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tober erhielt die Regierung Kenntnis von dem Plan eine heimliche Kon- 
ferenz von Abgeordneten der sozialdemokratischen Organisationen zu- 
sammen zu berufen zur Beratung von Maßnahmen, die auf den Zusam- 
menbruch des russischen Staates und schnellere Verwirklichung der sozia- 
listischen revolutionären Pläne abzielten. Am 17. November machte die 
Polizei diese Versammlung ausfindig. Die Konferenz fand in einem 
Hause an der Straße nach Wyborg, 12. Werst von Petersburg, statt. Eine 
Polizeiabteilung traf an dem Versammlungsort ein und fand dort 
11 Personen, darunter die Dumamitglieder Petrowskoi, Badajew, Mura- 
now, Samilow und Chagow vor. Da die regierungsfeindliche Absicht der 
Konferenz außer Zweifel stand, wurden die auf frischer Tat ertappten 
Teilnehmer der Versammlung nach einem Verhör verhaftet, außer den 
Dumamitgliedern, die auf freiem Fuß gelassen wurden. Der Unter- 
suchungsrichter für besonders schwere Delikte, Machkewitsch, eröffnete un- 
verzüglich die Voruntersuchung. Nachdem er von den beschlagnahmten 
Schriftstücken Kenntnis genommen hatte, beschloß der Untersuchungs- 
richter, alle Teilnehmer an der Konferenz wegen Vergehens gegen § 102 
des Strafgesetzbuches in Anklagezustand zu versetzen. Er erließ einen 
Haftbefehl gegen sie. 
Die treibenden englischen Minen. 
Eine holländische Feststellung. 
Rotterdam, 22. November. 
Eine Meldung der „Times“ besagt, es werde allgemein angenommen, 
daß die Mine, die bei Westcapelle platzte und zwölf niederländische Mili- 
tärs tötete, eine deutsche Mine gewesen sei, denn in der Nähe waren schon 
deutsche Minen angespült worden. Aus Anlaß dieser Nachricht, deren 
Zweck deutlich ist, wird mir von autoritativer Seite aus Marinekreisen 
mitgeteilt: Da alle Leute, die bei der Explosion der Mine zugegen ge- 
wesen. tot seien, könne nicht mit Bestimmtheit gesagt werden, ob es sich um 
eine deutsche oder eine englische Mine gehandelt, wohl aber könne erklärt 
werden, daß während der jüngsten Stürme mehr als hundert Minen an- 
espült wurden, unter denen keine einzige deutsche Mine gewesen sei. 
emand, der die Mine kurz vor ihrer Explosion am Deiche liegen sah, 
erklärte, die Mine habe wie die anderen englischen Minen ausgesehen. 
(W.T. B.) 
Von Haß verblendete Pariser Richter. 
Wie aus Zürich gemeldet wird, veröffentlicht die „Agence Havas“ 
jetzt das Urteil des Pariser Kriegsgerichts, vor dem sich mehrere gefangen 
genommene deutsche Militärärzte und Sanitäter wegen angeblicher Ge- 
walttätigkeiten gegen Einwohner in den von Deutschen besetzten Gebieten 
und Nachlässigkeit bei der Behandlung von Verwundeten zu verantworten 
hatten. Das Kriegsgericht kam nach sehr bewegter Verhandlung zu einem 
ganz ungeheuerlichen Spruch. Es erklärte die Angeklagten für schuldig 
der Teilnahme an Plünderungen und Gewalttaten, begangen am 3. und 
9. Oktober in Lisyfur-Ourcq. Der angeklagte Arzt Ahrens soll 135 fran- 
zösische Soldaten mehrere Tage lang ohne Pflege gelassen haben. Das 
Urteil gegen einen Arzt lautete auf zwei Jahre Gefängnis, gegen weitere 
sieben Aerzte oder Krankenpfleger wurde auf ein Jahr und gegen einen 
 
	        
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