VII. Pflege der Gesundheit und Kranken-
pflege.
94. Unsere Hausmittel.
Man hört so viel von Hausmitteln reden und versteht
darunter meistens Mittel, welche in bestimmten Krankheiten an-
gewendet werden, bevor man einen Arzt um Rat fragt. Die
verschiedenen Tee arten (Kamillen, Pfefferminze, Wermut u. a.),
Pflanzensäfte (Eibisch-, Manna-, Rhabarbersaft), für äußerliche
Schäden Bleiwasser, Salben, Pflaster u. dergl. gehören unter
die Hausmittel. Im allgemeinen sind es recht harmlose und
unschuldige Sachen und man kann bei deren Anwendung nicht
viel schaden. Ich möchte aber nicht von diesen reden, sondern
von Mitteln, die jedem von uns immer und an allen Orten zur
Hand sind und die, recht angewendet, die schätzbarsten Arznei-
mittel übertreffen, nicht weil sie die vorhandenen Krankheiten
heilen, sondern den Ausbruch derselben verhüten. Solche Mittel
sind in jedem Hause; der Reiche kann sie nicht entbehren und
der Arme umsonst haben; sie sind die richtigen Hausmittel.
I. Das erste und wichtigste von ihnen ist die Luft.
Die Luft ist das wichtigste und zum Leben notwendigste
Mittel. Ein Erwachsener atmet in 24 Stunden etwa 9000 Liter
Luft ein und verjüngt durch sie das im Körper fließende Blut.
Speise und Trank bedarf der Mensch zu gewissen, Luft zu allen
Zeiten. Ohne Nahrung verhungert ein Mensch in einer bestimmten,
unter Umständen langen Zeit; ohne Luft erlischt das Leben in
wenigen Augenblicken. Unreine, verdorbene Luft gefährdet Leben
und Gesundheit im höchsten Grade. Die reine Luft 2. B. im
Walde und auf Bergen, besteht aus Sauerstoff, Stickstoff.
Wasserdampf und Kohlensäure. Der wichtigste Bestand-
teil ist der Sauerstoff, weil dieser zur Blutbildung unbedingt
erforderlich ist; der gefährlichste ist die Kohlensäure, welche
sich durch die Ausatmung, Verbrennung, Gärung u. dergl.
bildet. Enthält die Luft, in der wir uns aufhalten, zu viel
Kohlensäure, so wird die Atmung gehindert, die Herztätigkeit
gestört und unregelmäßig; es treten Beklemmung, Atemnot,