kosten viel geringer sind als bei uns, ein Druck auf die Preise dieser Er—
zeugnisse auf unsren Märkten ausgeübt wird und daß andrerseits sowohl
die Preise des Bodens als die Kosten der Arbeit, die Steuern und andern
Betriebskosten seit einer Reihe von Jahren so gestiegen sind, daß die Furcht,
wir lösen in ungünstigen Jahren nicht so viel aus unsrer Frucht, als uns
dieselbe gekostet hat, bei der gegenwärtigen Größe unsrer Ernten und der
jetzigen Betriebsweise keine unbegründete ist.
Sollen wir aber deswegen die Konkurrenz des Auslandes tadeln,
welche Tausenden billiges Brot schafft? Die Konkurrenz ist das Bestreben
mehrerer, welche die gleichen Erzeugnisse hervorbringen, es einander an
Billigkeit und Güte derselben zuvor zu tun, um dadurch mehr Absatz zu
erlangen, und obgleich sie für den Faulen und Untätigen oft störend und
unangenehm ist, so kommt sie doch allen zugute und ihr allein verdanken
wir die Billigkeit und Güte der Waren.
Gerade diese Konkurrenz ist für die Gewerbe eine strenge Lehrmei—
sterin geworden; denn nirgends ist dieselbe so ausgebildet und so bedrohlich
für den Säumigen und doch verdanken sie gerade ihr und der durch sie er—
zielten Billigkeit und Verbreitung der Erzeugnisse ihre hohe Blüte. Ver—
gleichen wir aber auch die vollkommene Ausnutzung der Kräfte, die Er—
sparnis an Arbeit und Kapital in den Gewerben mit der Art und Weise,
wie diese Dinge in der Landwirtschaft verwendet werden, so müssen wir zu-
geben, daß wir ihnen gegenüber auf einer niederen Stufe stehen und von
ihnen viel lernen können.
Auch für die Landwirte erweist sich die Konkurrenz als die beste Lehr-
meisterin, indem sie dieselben auf den rechten Weg weist, wenn sie auf Irr-
wegen waren, und sie auf die Erzeugnisse aufmerksam macht, welche sie
unter den natürlichen Verhältnissen ihrer Gegend am billigsten und mit
dem meisten Vorteil erzielen können. Sie lehrt sie aber auch ihren Boden
den Verhältnissen angemessen auszunutzen, Arbeit ersparen, vielen und
billigen Dünger erzeugen und diesen am vorteilhaftesten verwenden — kurz
unter Aufwand von möglichst geringen Mitteln den größten Nutzen zu er-
zielen. So wird auch die Landwirtschaft in Zukunft mehr und mehr im
Vereine mit den andern Erwerbszweigen und unter den Segnungen des
Friedens sich entfalten und blühen. Nach Fritz Möhrlin.
7. Das Lied vom Samenkorn.
Der Sämann streut aus voller Hand]Vollkrauser bren, schlank undschön,
Den Samen auf das weiche Land. Muß nun die Halmensaat erstehn
Und, wundersam! was er gesät, Und wie ein grünes, stilles Meer
Das Körnlein wieder aufersteht. Im Winde wogt sie hin und her.
Die Erde nimmt es in den Schot Die Ernte naht, die Sichel klingt.
Und wickelt es im stillen los; Die Garberauscht, gen Himmel dringt
Ein zartes Keimlein kommt hervor Der Freude lauter Jubelsang,
Und hebt sein rötlich Haupt empor. Des Herzens stiller Preis und Dank.
Friedr. Adolf Krummacher.