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nungen, z. B. an das Erwärmen der Flüssigkeiten beim Gären,
die Erhitzung des Heus und Grummets, die sich bekanntlich
bis zur Selbstentzündung steigern kann, und an die Wärme-
entwicklung beim Löschen des Kalks erinnern.
Der bekannteste und für uns wichtigste Prozef ist aber die
Verbrennung, weil wir diese zur Erwärmung der uns um-
gebenden Luft benutzen. Wenn auch der Mensch bei den ver-
schiedensten Wärmegraden leben kann, so ist doch für sein Ge-
deihen und Wohlbefinden eine gewisse Wärme notwendig. Bei
uns in Mitteleuropa liegt diese etwa zwischen 5 unter und 200
über dem Gefrierpunkte des Wassers; die zuträglichste Tempe--
ratur aber liegt bei 16% C. Diese suchen wir uns zu verschaffen,
indem wir im Sommer unsere Wohnräume kühlen, im Winter
erwärmen. Die Erwärmung geschieht bekanntlich durch Ver-
brennung von Holz, Kohlen, Torf u. dergl. in Ofen. In dieser
Beziehung nun wird viel gesündigt. Namentlich in Kranken-
stuben trifft man oft eine Hitze, die, abgesehen von andern Ver-
unreinigungen der Zimmerluft, an und für sich höchst nachteilig
wirkt. Es ist grundfalsch, bei jeder Krankheit den Patienten
in dicke Federbetten zu stecken und den Ofen bis zum Bersten
zu heizen. Im Gegenteil, zumal bei entzündlichen, hitzigen
Krankheiten, bekommt die mittlere Temperatur von 15 oder
16% C weitaus am besten. Zu große Erwärmung verursacht
Blutwallung, roten Kopf, Schwindel, Ohrensausen, selbst Ohn-
macht, wo nicht Schlimmeres. Nach Dr. Offinger.
95. Verhalten bei anstechenden Krankheiten.
Zu den ansteckenden Krankheiten rechnet man namentlich Schar-
lach, Masern, Diphtheritis, Unterleibstyphus (Nervenfieber),
Cholera und Blattern (Pocken). Herrscht eine dieser Krankheiten im
Orte, so ist für die Gesunden die erste und wichtigste Regel sich strenger
Reinlichkeit zu befleißigen, sich wiederholt täglich zu waschen, wöchentlich
mindestens einmal den ganzen Körper, und den Mund recht häufig auszu-
spülen; letzteres ganz besonders bei Diphtheritis-Epidemien.
Ist ein Familienmitglied erkrankt, so ist es bei beschränkten Räum-
lichkeiten aufs dringendste zu raten, den Patienten in ein Krankenhaus
zu bringen, um der Gefahr der Weiterverbreitung der Krankheit vorzu-
beugen. Ist dies nicht möglich, so muß der Kranke, wenn die Räumlichkeiten
dies irgend gestatten, ein Zimmer für sich allein bekommen, das nur von
der pflegenden Person und dem Arzt betreten werden darf. Daß niemand
bei dem Kranken im Bett liegen darf, versteht sich von selbst. Da alles,
was mit dem Kranken in Berührung gekommen ist, den Ansteckungsstoff
in sich trägt, darf nichts aus dem Zimmer heraus, was nicht desinfiziert,
d. h. durch Abtöten der Krankheitskeime unschädlich gemacht ist. Dies