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Uhrfeder und es bilden sich dann nach und nach um ein jedes Tierchen eine
Kapsel aus Kalksalz, sodaß es zuletzt in einer Kalkschale steckt wie ein Vogelei.
Sind die Trichinen eingekapselt, so können sie sich nicht weiter bewegen
und weiter entwickeln. Die Kapsel ist für sie ein Gefängnis, aus dem sie
nur frei werden, wenn sie mit dem Fleische, in dem sie liegen, in den Magen
eines Essers gelangen.
Rechnen wir auch nur 200 Junge auf eine Trichinenmutter, so ge—
nügen 5000 solcher Mütter, um eine Million Junge für die Einwanderung
zu liefern, und so viele Muttertiere können in wenigen Bissen Fleisch ent-
halten sein, auch wenn es von ihnen nicht in besonders hohem Grade durch-
setzt ist.
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Abbild. 39. Verkapselte Muskeltrichinen. Abbild. 40. Schweinefinnen.
a stark vergrößert, b in natürlicher Größe. a mit eingezogenem, b mit hervor-
gestülptem Kopfe. (Vielf. vergr.)
Je mehr lebende Tiere genossen werden und je länger sie im Darme
3 um so mehr Junge werden geliefert und um so höher steigt die
efahr.
Die Erscheinungen der Trichinenkrankheit stellen sich sehr verschieden
dar. Gewöhnlich sind es ruhrartige Zufälle, dann Schwäche, Mattigkeit
wie bei Gicht; ferner tritt Fieber ein wie beim Nervenfieber. Meist schwillt
das Gesicht auf, namentlich die Augengegend. Zuweilen sterben die Men-
schen innerhalb 3—4 Wochen nach dem Genusse; nicht selten nimmt die
Krankheit einen mehr schleichenden Verlauf und es tritt eine langsame Ge-
nesung ein oder statt deren ein langwieriges Siechtum. — Durch ein einziges
Schwein sind im Oktober 1863 in Hettstedt bei Eisleben 150 Menschen schwer
erkrankt und 25 gestorben. In dem Dorfe Hedersleben bei Quedlinburg
erkrankten 1865 gegen 300 Personen an der Trichinenkrankheit; es starben
über 80. Solche Beispiele sollten uns warnen vor dem Genusse des rohen
Schweinefleisches, wie es im Schinken und in mancher Wurst uns dargeboten