Full text: Sagenbuch des Königreichs Sachsen

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auch nur die, so ihn geneckt, bestraft hätte, auch zu andern Ge- 
legenheiten häufig im königlichen Schloß sichtbar gewesen. So habe 
einst ein Kurfürst einen Diener in ein bestimmtes Zimmer geschickt, 
um etwas zu holen, da habe dieser den grauen Alönch an einem 
Tische sitzen und schreiben sehen; erschrocken sei er zurüchgeeilt und 
habe seinem Herrn, was er gesehen, gemeldet; der Kurfürst sei schnell 
ohne Begleitung an denselben Ort gegangen, habe auch den Mönch 
noch schreibend gefunden und ihn gefragt: „Was machst du hier?“ 
Der aber erwiderte: „Ich schreibe deine Sünden auf.“ Da ver- 
setzte der wackere Fürst: „Hat dir Gott die Macht dazu gegeben, 
so tue es immerhin“", und begab sich, ohne andere Fragen zu tun, 
aus dem Zimmer. Mlit diesem Gespenste darf jedoch das sogenannte 
weiße Gespenst nicht verwechselt werden. Dies war eine lange 
Frau in weißen Gewändern, welche nach der Volssage sich früher 
ebenfalls sehen ließ, wenn ein Todesfall in der Rurfürstlichen Familie 
in der Aähe war: es zeigte sich besonders auf der Treppe der 
ersten zur zweiten Etage des ersten Turmes rechts im großen Schloß- 
hofe, da, wo früher ein geheimes Kabinett und die Rurfürstliche 
Handbibliothek war, und so soll dasselbe z. B. den Tod der Ge- 
mahlin des Kurfürsten Johann Georg II., Magdalene Sybilla, im 
Jahre 1687 angezeigt haben, wie Alaurer (Amph. Un. S. 380) er- 
zählt. Endlich soll es sonst auch noch auf dem vom Schlosse aus 
in die frühere, jetzt weggerissene, am Bärengarten befindliche Hof- 
apotheke führenden Gange umgegangen sein, doch hat man eigent- 
lich nie wirklich etwas gesehen, sondern furchtsame Personen erzählten 
nur, daß, wenn sie abends diesen Gang beträten, es gerade so sei, 
als wenn ein großer weißer Ballen hinter ihnen her gewälzt werde. 
Uber das im Winter 1865—66 in den Zimmern über dem großen 
Gewölbe gehörte Geräusch und Poltern ist keine Aufklärung er- 
langt worden. 
226. Der Mäönch auf dem Frauenkirchhofe zu Dresden. d 
Gräße, Bd. I, Nr. 98; Wechk, S. 254. Abgeb. bei Schäfer, 
Bd. I, S. 111 usw. 
Unter den Leichensteinen des alten Kirchhofs der Frauenkirche 
befand sich auch einer mit der Abbildung eines alten Klerikers 
von 1388, genannt der Mlönchsstein, unter dem jener spukhafte
	        
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