Full text: Die Militär-Vorlage im Deutschen Reichstage.

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französischen Kriegsministers in den Kammern anstandslos bewilligt. Man 
hat nun die Richtigkeit dieser Zahlenangaben in Abrede gestellt. Ja, meine 
Herren, hier im Plenum können wir unmöglich die Rechnung aufmachen; 
das wird sich in der Kommission finden. Ich halte die Angaben für richtig, 
denn sie gründen sich auf die besten Nachrichten, die wir haben können. 
Man hat uns nun den Rath gegeben, uns mit Frankreich zu verständigen. 
Ja, das wäre gewiß sehr vernünftig, es wäre ein Segen für beide Nationen 
und eine Bürgschaft für den Frieden in Europa. Wenn es nun aber nicht 
geschieht, — à qui la kaute? So lange die öffentliche Meinung in Frank- 
reich ungestüm die Zurückgabe zweier wesentlich deutscher Provinzen fordert, 
und während wir fest entschlossen sind, sie niemals herauszugeben (lebhaftes 
Bravo), so wird eine Verständigung mit Frankreich kaum möglich sein. Man 
hat dann hingewiesen auf unser Verhältniß mit Oesterreich. Dieses Bündniß 
ist ein sehr werthvolles; aber es ist schon im gewöhnlichen Leben nicht gut, 
sich auf fremde Hülfe zu verlassen: Ein großer Staat existirt nur durch seine 
eigene Kraft. (Bravo rechtsl) 
Wenn ich recht verstanden habe, so wurde behauptet, daß die Vorlage 
der Regierung sich nur auf die Friedenspräsenz, nicht auf die Kriegspräsenz, 
d. h. die Kriegsstärke, bezöage. Meine Herren, die Vorlage fordert allerdings 
eine Etatserhöhung für gewisse Truppentheile, die nahe der Grenze vielleicht 
berufen find, gleich im ersten Augenblick des Krieges in Aktion zu treten. 
Dadurch wird die Kriegsstärke in keiner Weise vermehrt, es vermindert sich 
nur die Zahl der nachzusendenden Reserven; aber die Vorlage fordert ja 
ausdrücklich und hauptsächlich die Aufstellung neuer Kadres, und die werden 
allerdings die Kriegsstärke vermehren. Die Kadres von 31 neuen Ba- 
taillonen vermehren die Kriegsstärke um 31 000 Mann. Dann hat man 
auch wieder die zweijährige Dienstzeit in Anregung gebracht. Ja, meine 
Herren, ich gehe nicht näher darauf ein; die Sache ist früher gründlich be- 
sprochen worden. Bei der gegenwärtigen politischen Lage unser ganzes bis- 
heriges Militärsystem über den Haufen zu werfen und ein neues einzuführen, 
das würde doch ein bedenkliches Experiment sein. (Sehr richtig!) Zwei- 
jährige Dienstzeit haben wir eigentlich schon; da noch eine weitere Herab- 
setzung herbeizuführen, das würde eine Vermehrung der Ziffer und eine Ver- 
schlechterung der Qualität sein, und damit ist uns nicht gedient. Im Gegen- 
theil, unsere beste Sicherung beruht eben in der Vorzüglichkeit unserer Armee. 
Es ist dann mit vollem Recht auch die finanzielle Seite der Frage in 
Betracht gezogen. Ja, meine Herren, ich verkenne gewiß nicht die große 
Wichtigkeit einer guten Finanzlage — nicht eigentlich im Kriege; da, wo es 
sich um Kämpfe und Entscheidungen handelt, wo nach dem Ausspruch des 
deutschen Landsknechts — Patronenhülsen die gangbarsten Papiere sein 
werden, da, meine Herren, hört die Rücksicht auf die Finanzlage auf. Aber 
außerordentlich wichtig ist sie für die Vorbereitung zum Krieg, für gute 
Ausrüstung der Truppen, für Anlage von Befestigungen, für zweckmäßig 
geführte Eisenbahnen. Ein unglücklicher Krieg zerstört auch die beste
	        
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