Full text: Die Militär-Vorlage im Deutschen Reichstage.

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Arbeitern als mit anderen Menschen, wenn ich den Reichstag vielleicht aus- 
nehme. Wenn ich auf dem Lande bin, wo ich lange lebe, so giebt es keine 
Arbeiterwohnung, die mir unbekannt wäre; die meisten Arbeiter kenne ich 
persönlich und spreche mit ihnen persönlich, und ich scheue die Berührung 
mit ihnen gar nicht. Es giebt keinen Arbeiter, der, wenn ich komme, nicht 
auf die Schwelle tritt, mir vertraulich die Hand giebt, mich bittet, herein- 
zukommen, einen Stuhl abwischt und wünscht, daß ich mich setzen möchte. 
Ich kenne deshalb auch die Stimmung der Arbeiter ziemlich genau. Die 
Frage, wieviel Geld das Heer kostet, habe ich von ihnen nie berühren gehört. 
Das aber kann ich Sie versichern, soweit ich sie kenne: für die Sicherheit 
des Reiches einzustehen mit dem Gewehr in der Hand und zu kommen auf 
des Königs Ruf, jedesmal, wo er fie ruft, dazu sind fie alle bereit, jeden 
Tag und alle ohne Ausnahme. (Bravol) Sie beurtheilen unsere Arbeiter 
ganz falsch, wenn Sie glauben, daß sie diese Finasserien über den Gewinn 
von parlamentarischem Uebergewicht begreifen, und daß es ihnen lieber ist 
von der parlamentarischen Oppositionsführung, von den Herren Windthorst 
und Richter, beherrscht zu werden als von der Regierung des Königs. Das 
find alles Irrthümer, und das haftet bei den Leuten auch nicht; das kommt 
ihnen nicht durch die äußere Haut. Sie müssen die Arbeiter nicht nach den 
paar Führern beurtheilen, die von der Beredsamkeit ihre Stellung herleiten, 
und die sich Arbeiter noch nennen, aber längst nicht mehr sind; das find nur 
Arbeiter in Stiftung von Unfrieden, aber ihr Handwerk haben sie längst 
aufgegeben — eigentliche Arbeiter sind sie nicht mehr. 
Nun hat mir der Herr Vorredner vorgeworfen, daß ich gestern die 
Todten noch beunruhigt hätte — auf eine für die siegende Seite wenig 
chevalereske Weise, indem ich den Schatten des Königs Georg zitirt hätte. 
Er hat gethan, als wenn ich das muthwillig herbeigebracht hätte, und hat 
gesagt, er würde das nicht zur Sprache bringen, wenn er nicht angegriffen 
wäre. Ja, ich habe ihn gar nicht angegriffen. Ich habe nur die Folgen 
geschildert, die eine volle Niederwerfung des Deutschen Reiches durch die 
Franzosen haben würde, und habe unter den Folgen die Wiederherstellung 
des Königreichs Hannover genannt. Das ist doch das Wahrscheinlichste und 
Nächstliegende, was die Franzosen thun würden, um das Deutsche Reich in 
seinem Zusammenhange und Preußen als Hauptglied des Reiches zu schwächen. 
Auch Holstein würden wir wieder abtreten müssen und einiges Andere. 
Darauf hat der Herr Abgeordnete in seiner Rede gesagt, ich sollte ihm irgend 
einen Hannoveraner nennen, der jemals beabsichtigen könnte, mit den Fran- 
zosen zusammen gegen Deutschland zu marschiren. Da habe ich ihm zugerufen: 
König Georg V. Der Herr Abgeordnete hat mich provozirt, er hat das 
Bedürfniß, jedesmal seinerseits tapfer für sein Welfenthum einzutreten. Er 
hat gesagt: nennen Sie mich immerhin einen Welfen, ich bin stolz darauf. 
Ich acceptire die Erlaubniß und werde ihn in Zukunft immer einen Welfen 
nennen und für einen Welfen halten. Er hat angedeutet, als ob durch 
meine Aeußerung die Verdienste des 10. Armeekorps irgendwie geschmälert 
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