Full text: Tägliche Erinnerungen aus der sächsischen Geschichte.

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31. Mai. 
Schlacht bei Lucka. 
Im Jahre 1307 brach der stolze und ländergierige Kaiser Al- 
brecht, von dessen Ermordung wir am 1. Mai hörten, in das Mark- 
grafthum Meißen herein und wollte es den Brüdern Friedrich und 
Diezmann eben so entreißen, wie es der vorhergehende Kaiser Adolph 
von Nassau gethan hatte. Er hatte gar kein Recht dazuz sein Krieg 
war ein reiner Eroberungskrieg. Er drang bis Lucka bei Altenburg 
vor und schlug dort ein Lager mit seinem zahlreichen Heere auf. Fried- 
rich und Diezmann versammelten ein kleines, aber tüchtiges Heer in 
Leipzig. In den letztten Tagen des Mai redete Friedrich mitten auf 
dem Markte mit großer Kraft zu seinen Kriegern: „Gott stehe uns 
bei, mir und Euch! Laßt uns gegen den Feind ziehen und versuchen, 
was diese kleine Schaar gegen schändliche Menschen vermag. Sie 
sind Diener fremder Habsucht, die ohne Recht gegen uns und unser 
Volk mit den Waffen wüthen. Aller Augen richten sich jetzt auf 
Euch. Rächet die Religion, das Vaterland, Weiber und Kinder!/— 
Darauf, nachdem man sich durch den Genuß des heiligen Nachtmahls 
gestärkt, ging der ernste Zug von Leipzig aus gegen Lucka, und dort 
geschah am 31. Mai 1307 die denkwürdige Schlacht, die das Wet- 
tiner Erbtheil vom Untergange rettete. — Die Schwaben und Böh- 
men, welche mit Kaiser Albrecht waren, verachteten anfangs das 
Bauernheer, wie sie es nannten. Allein sie griffen doch zu den 
Waffen. Friedrich begann mit den Thüringern und Leipzigern das 
Treffen und richtete wenig aus. Er ließ nun mit frischen Kräften 
die Meißner anrücken, und nun entspann sich ein fünf Stunden lan- 
ger Kampf auf Leben und Tod. Endlich ließ er seine Reiter ein- 
hauen, und diese vollendeten den Sieg der gerechten Sache. Die 
Schwaben warfen erschreckt die Waffen weg und ergriffen die Flucht. 
Viele krochen in die todten Pferde, um dem Untergange zu entfliehen. 
Der Kaiser selbst mußte eilig davon, und die Freiheit war hart, aber 
schoͤn erkämpft. Die Meißner aber hatten seit jener Zeit das Sprich- 
wort: „Es wird Dir glücken wie den Schwaben bei Lücken.“ 
  
1. Juni. 
Halimann geboren. 
Der Geburtstag eines Mannes ist heute, der als Erzieher und 
Volksschriftsteller unendlich viel Gutes gewirkt, der auch auf die 
Bildung unserer jetzigen Lehrer einen unglaublichen Einfluß gehabt
	        
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