Full text: Tägliche Erinnerungen aus der sächsischen Geschichte.

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die ein Augsburger Kuͤnstler fuͤr vier und achtzigtausend Thaler fer— 
tigte. Es gibt neun Altäre. Die Orgel ist Silbermann's lettes 
Meisterwerk und kostete ohne die Verzierungen zwanzigtausend Tha- 
ler. Die Glocken kamen erst nach dem Posener Frieden 1807 hinzu, 
und die größte wiegt hundert Centner. — Der Bau der ganzen 
Kirche ohne Knopf, Blitzableiter und Glocken soll über zwei Millionen 
Thaler betragen haben. 
30. Juni. 
Albrecht der Stolze kltirbt. 
Die Geschichte der frühern Markgrafen ist sehr dunkel, vorzugs- 
weise aber die kurze Regierungsgeschichte Albrecht's des Stolzen, der 
von 1190 bis 1195 Markgraf war. Ueberdies weiß man auch bei 
ihm gar nicht, was rein wahr, oder was rein erdichtet und übertrieben 
ist, da die Geistlichen, seine Feinde, die Geschichte der Zeit schrieben. 
So viel ist gewiß: er lebte stets im Kampfe mit seinem Bruder Diet- 
rich und mit der Geistlichkeit. Den Geistlichen entriß er den großen 
Schaß von dreihunderttausend Mark, welchen Otto im Kloster Alt- 
zelle niedergelegt hatte, und brachte sie dadurch furchtbar auf. Mit 
seinem Bruder gerieth er wegen einiger Besitzungen in Streit und be- 
lagerte ihn in Weißenfels. Aber Dietrich wandte sich an den Land- 
grafen Herrmann in Thüringen, versprach dessen häßliche Tochter Jutta 
zu heirathen, und erhielt nun Hilfstruppen, mit welchen er Albrecht 
bei Beveningen so besiegte, daß dieser in einer Mönchskutte nur 
mit Mühe nach Leipzig entfliehen konnte. — Nun mußte er auch 
noch gegen den ländergierigen Kaiser Heinrich Vl. sich rüsten, der das 
silberreiche Meißen gern haben und mit Gewalt einnehmen wollte. 
Doch mitten in den Zurüstungen starb er den 30. Juni 1195 auf 
dem Wege von Freiberg nach Meißen an empfangenem Gift. 
1. Juli. 
Der Krieg gegen Oektreich im Jahre 1809. 
Im Jahre 1809, als der Kaiser Napoleon eben in Spanien 
mit Krieg beschäftigt und selbst dort bei der Armee war, fingen die 
Oestreicher, die er schon in drei verschiedenen Kriegen harc gedemüthigt 
hatte, einen neuen Krieg gegen Frankreich an. Napoleon aber flog 
eiligst uber die Pyrenden zurück, marschirte mit einem andern, bereit- 
stehenden Heere den Oestreichern entgegen, und die verbündeten Rhein- 
bundsfürsten mußten natürlich auch an dem Kriege Theil nehmen. 
Aus unserm Vaterlande gingen achtzehn bis neunzehntausend Mann 
dahin. Im Lande, in Sachsen selbst blieben bloß etwa dreitausend
	        
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