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Octobertagen ausfuͤhrlicher lesen. Kurz, sobald der Koͤnig gefangen
von seinem Lande und Volke weggefuͤhrt worden war, entstand uͤberall
im Lande die aͤngstliche Frage: „Wie wird es nur unserm armen,
ohnehin schon tief gedruͤckten Vaterlande ergehen!“ Preußen und
dußland wollten, daß es ganz mit Preußen verbunden werden
sollte; England und Frankreich widersprachen diesem Ansinnen; es
entstand in Wien, wo spaͤterhin die Monarchen und Gesandten der
Völker versammelt waren, ein langer, heftiger Streit. Da soll am
18. Januar 1815 zuerst der vermittelnde Vorschlag gemacht worden
sein, „man wolle das Land theilen und nur die Hälfte an Preußen
abtreten.“ Auch über diesen Plan ward wiederum viel gestritten,
und es schien sogar unter den streitenden Parteien zum Kampfe und
Kriege kommen zu wollen. Doch endlich gaben Rußland und Preu-
ßen nach, und das lettere war mit der dargebotenen Halfte zufrieden.
Der gefangene Friedrich August verlangte zwar das Land seiner
Bäter zurück und kain nach Preßburg, um von dort aus weiter zu
unterhandeln. Allein es half ihm nichts: die Theilung ward den 12.
Februar vollends entschieden und den 18. Mai — an welchem 1547
sein Urvorfahr zum Tode verurtheilt worden war — mußte er, der
unglückliche Fürst, den Vertrag der Theilung unterzeichnen.
19. Jannar.
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Ayau, ##tirbt. 6
Ein merkwürdiger und in Vieler Hinsicht sehr achtbarer Mann,
den man fälschlich oft mit dem Namen eines Hofnarren bezeich-
net, Wilhelm von Kyan, starb 1733 an dem heutigen Tage. Er war
scets heitrer Laune und voll witziger, freilich bisweilen auch derber
Einfälle; — deshalb- wurde August der Starke auf ihn aufmerksam,
war sehr gern in seiner Gesellschaft und ließ sich häufig am Hofe
von ihm ergöben. Keinesweges aber hatte Kpau sonst etwas gemein
mit jenen Possenreißern, die damals in Schellenkappe und Spitzhut
und für ein bestimmtes Geld die Hofnarrenrolle spielten. Kyau, des-
sen Vater kein-VMermögen, aber sechzehn Kinder hatte, war gemeiner
Soldat. Nach und nach stieg er jedoch durch geschickte, kluge und
tapfre Dienste, die er leistete, bis zum Generallieutenant. Koönig
August brauchte ihn öfter zu sehr wichtigen geheimen Sendungen,
die List und Geistesgegenwart erforderten, und hatte ihn namentlich
auf allen seinen Reisen gern um sich. Endlich sehnte sich Kpau im
ein und sechzigsten Jahre doch nach Ruhe und stellte sich daher —
wie man sagt — eines Tages sehr traurig und mißgelaunt, und sprach