Full text: Tägliche Erinnerungen aus der sächsischen Geschichte.

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reich und verdankte ihm seine glänzenden Erfolge im sstreichischen 
Erbfolgekriege von 1744 bis 1747. Große Schlachten lieferte und 
gewann er in diesem Kriege; die wichtigsten, zum Theil für unüber- 
windlich gehaltenen Festungen Belgiens und Hollands bezwang er 
zuletzt; selbst schwer erkrankt und zum Theil in einem Korbwagen 
umherfahrend, lieferte er die blutige Schlacht bei Fontenoi (noa), die 
den Oestreichern neuntausend Soldaten kostete. Aber nach diesen 
großen Thaten ward er auch königlich belohnt mit Schlössern, Ge- 
schenken und Ehrenbezeigungen, ja sogar mit dem Titel „Durchlaucht“ 
von Ludwig beehrt. Er schrieb nun treffliche Werke über die Kriegs- 
kunst; er besuchte in Potsdam Friedrich den Großen, der ihn eben- 
falls hoch auszeichnete; er lebte auf seinem Schlosse fürstlich und 
schwelgerisch, von glänzenden Equipagen, von zahlreicher Dienerschaft, 
von fünf und dreißig Köchen und vierhundert Pferden umgeben. 
Leider verkurzte er sein Leben aber durch seine Schwelgerei und starb, 
vier und funfzig Jahre alt, am 30. November 1750. Der König 
rief bei der Todesnachricht aus: „Ich habe keinen. General mehr!“ 
und ließ ihm ein prachtvolles Monument in Straßburg setzen. 
1. December. 
Gottfried Wilhelm, Freiherr von Leibnitz. 
Das kleine Sachsen hat große, weltberühmte Männer geboren; 
aber der größte Geist, das unvergleichlichste Genie, das von Sachsen 
ausging, war unbezweifelt Gottfried Wilhelm Leibnib, geboren 
zu Leipzig am 3. Juli 1646. Mit diesem Manne kann an umfas- 
sendem Geist und Alles durchdringendem Scharfblick, an wun- 
derähnlicher Gelehrsamkeit und staunenerregender Wirksambeit 
wohl kaum einer der Sterblichen verglichen werden, die jemals über 
die Erde gingen: ein solches Denken, ein solches Wissen steht einzig 
in seiner Erscheinung auf dem Weltschauplatze. Schade, daß dieses 
erhabenen Geistes Größe und Bedeutung, die an sich schon die mensch- 
liche Schilderung weit übersteigt, am allerwenigsten jungen und mit 
der Wissenschaft nicht vertrauten Lesern würdig dargestellt werden. 
kann! Leibnitz, der von Kindheit an mit dem regsten Geiste und 
einer überaus leichten Fassungskraft begabt war, zeichnete sich schon 
auf der Nikolaischule in Leipzig vor allen Schülern unendlich aus 
und konnte schon im funfzehnten Jahre die Universität beziehen. 
Sechzehn Jahre alt, fing er im Stillen an, an dem wundersamen 
Gebäude einer neuersonnenen Weltweisheit (Pdilosophie) zu bauen, 
das er nach unablässigem Denken und Forschen zwanzig Jahre später
	        
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