Full text: Geheime Mächte - Internationale Spionage und ihre Bekämpfung im Weltkrieg und heute.

Auf den Kriegsschauplätzen 125 
alle nur erdenkliche Mühe, seine Heeresangehörigen für den Fall der 
Gefangennahme zu instruieren. Erbeutete Befehle gaben auch hierüber 
Aufschluß und damit die Möglichkeit, die Gefangenen so zu behandeln, 
daß die ihnen erteilten Instruktionen wirkungslos wurden. 
Das bis zum Schluß des Krieges vom Feinde hauptsächlich ange- 
wendete Mittel, den Truppen Furcht vor den Barbaren und vor der 
Gefangenschaft bei ihnen einzuflößen, hatte häufig die entgegengesetzte 
Wirkung. Gerade die Gefangenen, die noch unter dem erschütternden 
Eindruck des Kampfes standen, die sich dann menschlich behandelt sahen, 
deren Hunger und Durst gestillt wurde, sagten williger aus, als selbst 
die Uberläufer. Diese wurden erklärlicherweise stets mit großer Vorsicht 
behandelt, da der Verdacht nicht von der Hand zu weisen war, daß sie 
zum Spionieren gekommen waren, sich durch falsche Aussagen beliebt 
zu machen und bei nächster Gelegenheit wieder zu entweichen. 
Die Flieger verband hüben wie drüben technisches Interesse und ein 
gewisser Sportgeist. Dazu kam, daß viele recht jugendlich waren und 
die englischen und französischen Flieger sich oft aus minderwertigem 
Ersatz rekrutierten. Mit ihrem Respekt vor den deutschen Fliegern 
hielten die feindlichen bis zum Kriegsende nicht zurück. In kamerad- 
schaftlicher Unterhaltung gaben sie unbefangen Auskunft, die um so 
wertvoller war, als gerade die Flieger auch über die strategischen Ver- 
hältnisse, mithin über die wichtigsten Fragen, häufig Bescheid wußten. 
Absichtlich falsche und irreführende Aussagen machten eigentlich nur 
Offiziere und Unteroffiziere, weil diese militärisch urteilsfähig waren. 
Der englische Offizier tat aber auch dieses nicht. Er war mustergültig 
schweigsam und wurde darin höchstens noch übertroffen durch die alt- 
gedienten englischen Unteroffiziere und Soldaten. 
Verschieden war die Wirkung von Wunden oder der Erschütterung der 
Nerven. Nach überstandener schwerer Beschießung war es selbstver- 
ständlich, daß die besser trainierten englischen Kriegsgefangenen eine 
stärkere Widerstandskraft zeigten als die französischen und belgischen. 
Während diese nach solchen Erlebnissen eine nervöse Geschwätzigkeit 
zeigten, verbunden mit aufgeregter Phantasie, riefen die genannten 
Einflüsse beim Engländer eine stille Verschlossenheit hervor, die sich 
oft bis zur völligen Verstocktheit entwickelte. 
Leichtverwundete, die schon auf dem Verbandplatz merkten, daß es 
mit der Barbarei der Deutschen nicht so schlimm bestellt war, sagten
	        
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