Full text: Geheime Mächte - Internationale Spionage und ihre Bekämpfung im Weltkrieg und heute.

Auf den Kriegsschauplätzen 127 
Kampf ausgeschieden zu sein. Ihre Stimmung in bezug auf den Kriegs- 
ausgang war durchweg zuversichtlich. Es war ihnen anzumerken, daß 
eine andere Stimmung im französischen Heer nicht geduldet wurde. 
Wenn sich der einzelne auch einmal schwach zeigte, so scheuten sie sich 
doch voreinander, dies zu bekennen. Die Disziplin stach gegen die der 
Engländer erheblich ab. Es fehlte die Achtung vor den Offizieren und 
Unteroffizieren. Diese hatten auch nicht das Herrenwesen der englischen 
Chargen. Zur Zeit der Meuterei im französischen Heer waren die Ge- 
fangenen mürrisch. Die französischen Kolonialtruppen, weiße Franzosen 
mit schwarzen gemischt, waren eine tadellose Truppe, ebenso die Neger 
und Madagassen, von der französischen Regierung zu französischen 
Bürgern erklärt. Sie waren lebensverachtend und grausam, als Ge- 
fangene renitent und für den Dolmetscher schwer zu behandeln. Unter 
den Madagassen fanden sich hochintelligente Leute, die sich bei guter 
Behandlung gutmütig erwiesen und gern aussagten. Es war bezeich- 
nend, daß sie sich vielfach über die bei den Franzosen herrschende Un- 
sauberkeit beschwerten. Anamiten und andere farbige Völker wurden 
meist nur als Arbeitstruppen im Etappengebiet verwendet. Sie fielen 
deshalb nur bei Durchbruchsschlachten, die bis in das Etappengebiet 
durchdrangen oder einzeln in Gefangenschaft, wenn sie sich verlaufen 
hatten. Die Mohammedaner zeigten sich durchweg deutschfreundlich und 
erklärten, daß sie nur gezwungen gegen Deutschland kämpften. 
Die Portugiesen machten einen schlechten Eindruck, ihre Stimmung 
war gedrückt, der Begriff Deutschland war ihnen ziemlich fremd und 
der Sinn ihres Kampfes gegen dieses unverständlich. Sie sagten gleich- 
gültig aus, was sie wußten. 
Die Belgier waren haßerfüllt, soweit sie Wallonen waren. Die Vlamen 
dagegen machten aus ihrer Sympathie für Deutschland kein Geheimnis. 
Die Engländer zeigten auch nach der Gefangennahme schärfste Diszi- 
plin. Noch bis Ende 1916 waren sie gewohnt, auch nachts ohne Unter- 
stände im Freien zu bleiben. Eine eiserne Disziplin, durch strenge 
Strafen aufrechterhalten, war ihnen in Fleisch und Blut übergegangen. 
Aus einem erbeuteten englischen Befehl ging hervor, daß in einer Armee 
innerhalb von elf Monaten der Jahre 1917/18, einschließlich mehrerer 
Offiziere, 65 Mann erschossen worden waren, in der Mehrzahl wegen 
Feigheit vor dem Feinde, aber auch aus geringerem Anlaß. Alle Ge- 
fangenen waren davon überzeugt, daß ihre Regierung auch diesen Krieg
	        
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