Full text: Geheime Mächte - Internationale Spionage und ihre Bekämpfung im Weltkrieg und heute.

Auf den Kriegsschauplätzen 131 
gestellten englischen Divisionen. Es kränkte offensichtlich tief den Natio- 
nalstolz der Franzosen, daß sie in den Engländern die Retter Frankreichs 
anerkennen mußten. Die bessere englische Verpflegung erregte ihren 
Neid. Sie beklagten sich über das arrogante herrische Auftreten ihrer 
Verbündeten in Frankreich und über die Belästigung der französischen 
Weiblichkeit durch die englischen Soldaten. Mit Haß waren sie erfüllt 
wegen der rücksichtslosen Zerstörung ihrer Ortschaften in und hinter 
der deutschen Front durch die englische Artillerie und die Flieger. Sie 
gaben oft ihrer Wut gegen den Bundesgenossen Ausdruck und erklärten, 
daß sie sie am liebsten zusammen mit den Deutschen aus Frankreich 
hinauswerfen würden, zumal im französischen SHeer sich überall die 
Auffassung verbreitet hatte, daß sie die französischen Kanalhäfen nie 
wieder räumen würden. 
Als Amerika den Krieg an Deutschland erklärte, stieg die Siegeszu- 
versicht bei den Gefangenen wesentlich. Dem Eintreffen der ameri- 
kanischen Truppen wurde mit Begeisterung entgegengesehen. Bald aber 
trat bei den englischen und französischen Gefangenen ein Rückschlag ein. 
Es verletzte ihre Eitelkeit, die amerikanischen Soldaten als Retter aus 
der Not anzuerkennen. Die selbstverständlich geringen Leistungen der 
neu aufgestellten amerikanischen Divisionen und ihre anfängliche Hilf- 
losigkeit in fast allen militärischen Dingen führte zu einer gewissen 
Mißachtung der amerikanischen Truppen durch die kriegsgewohnten Eng- 
länder und Franzosen. Nachdem die Amerikaner aber die Lehrzeit schnell 
und erfolgreich durchmachten, erwarben sie sich zwar durch tapferes Ver- 
halten die Anerkennung der Verbündeten, aber der Umstand, daß sie nun 
erst recht als Retter aus der Not dastanden, und der zur Schau ge- 
tragene Stolz der Amerikaner, hielt die Entfremdung aufrecht, die stets 
zwischen amerikanischen und anderen Gefangenen zutage trat. Die Frage 
nach dem Verhalten der amerikanischen Truppen gegen die französische 
Bevölkerung ergab, daß sie sich eines korrekten und schonenden Ver- 
haltens befleißigten und eine mehr selbstverständliche und freiwillige 
Disziplin zeigten. Da sie hoch besoldet wurden und das Geld mit 
vollen Händen ausschütteten, schienen sie der leidenden Bevölkerung 
lohnende und liebere Gäste als die Engländer und selbst als die eigenen 
Truppen zu sein. 
Selten kam es vor, daß Kriegsgefangene desertierten. Wohl geschah 
es, um in der Bevölkerung unterzutauchen und dort zu bleiben, aber 
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