Auf den Kriegsschauplätzen 133
Gefangenen, die sich unbelauscht glaubten, mit, die sich dann gerade oft
über das unterhielten, was sie bei ihrer Vernehmung gefragt waren und
verschwiegen hatten. Erst allmählich konnten die Truppen vor diesem
Verfahren gewarnt und angehalten werden, in den Lagern die Wände
ihrer Unterkunft erst genau abzuklopfen und sich von der Zuverlässigkeit
aller Bewohner ihres Raumes zu überzeugen, ehe sie sich über mili-
tärische Dinge unterhielten.
Aber auch in den Inlandlagern waren die Gefangenen vor der Spio-
nage noch nicht sicher. Auch dort wurden die gleichen Mittel angewendet,
nicht nur um ihre Stimmung zu kontrollieren, sondern auch um be-
stimmte Fragen nachzuprüfen.
Unter diesen Umständen ist es nicht verwunderlich, daß erbeutete Lage-
karten die deutsche Front ziemlich richtig wiedergaben. Das war aber
auch bei den deutschen Karten mit Einzeichnung der feindlichen Front
der Fall. Denn außer den Gefangenenvernehmungen gab es noch eine
Unzahl anderer Mittel, wie erbeutete Karten und Schriftstücke, Abzeichen
von Gefallenen und andere Beweisstücke für den Nachrichtendienst. Es
war ein beliebtes Mittel, die Gefangenen mit der genauen Kenntnis ihrer
eigenen Front zu verblüffen, sodaß sie glauben sollten, dem Feinde sei
doch schon alles bekannt und deshalb habe es keinen Zweck, ihm etwas
zu verschweigen.
An sich war also eine genaue Kenntnis der Besetzung der feindlichen
Front nicht schwer und auch kein großer Erfolg. Die Schwierigkeit des
Nachrichtendienstes lag vielmehr darin, die Stärke und die Aufstellung
der Reserven und die Absichten der Führung zu ergründen. In dieser
Beziehung hat der Nachrichtendienst der Verbündeten auch in der Front
trotz seiner großen Ausdehnung versagt.