Full text: Geheime Mächte - Internationale Spionage und ihre Bekämpfung im Weltkrieg und heute.

150 Im Heimatgebiet 
hervor, daß in den ersten 3 Kriegsjahren allein in Berlin 1785 falsche 
Uniformenträger, darunter 384 falsche Offiziere verfolgt worden sind. 
Nach einer amtlichen Veröffentlichung aus dem Jahre 1919 wurden 
im englischen Abwehrdienst, der sich nur gegen Deutschland betätigte, 
6000 Personen beschäftigt. Der deutsche Abwehrdienst, welcher den 
Kampf mit der Spionage sämtlicher Feindmächte aufzunehmen hatte, 
zählte bei Kriegsende 1139 Personen in amtlicher Stellung. Hätte 
die Abwehr in der Hand der Regierung gelegen und wäre sie von dieser 
mit Tatkraft gehandhabt worden, so hätten die Spuren des wirt- 
schaftlichen und politischen Nachrichtendienstes gleichfalls aufgedeckt und 
dieser wenigstens zum großen Teil unschädlich gemacht werden können. 
Dieser Behauptung widerspricht anscheinend die Tatsache, daß in Frank- 
reich der gesamte Abwehrdienst im Jahre 1917 mit dem militärischen 
Nachrichtendienst vereinigt wurde. Dies hatte aber vornehmlich seinen 
Grund darin, daß erkannt war, daß Frankreich von Deutschland nur 
einen militärischen, aber keinen aktiven politischen Nachrichtendienst, 
d. h. keine Propaganda und keine Sabotage zu fürchten hatte. 
Von großem Vorteil war es für den Feind, daß ein Teil seiner 
Verbündeten erst im Laufe des Krieges offen Deutschlands Feinde 
wurden. Bis dahin konnten sie sich als Neutrale frei in Deutschland 
bewegen. Besonders führten die bis zum Eintritt Amerikas in den 
Krieg in Deutschland befindlichen Amerikaner dem Feinde reiche Kennt- 
nisse über die Entwicklung der politischen Lage bis zu diesem Zeit- 
punkt zu. 
Internationale Beziehungen aller Art bildeten auch sonst im Kriege 
eine stete Gefahr. Sie waren vorhanden in allen Gesellschaftsschichten, 
aber sie waren um so gefährlicher, je höher und einflußreicher diese 
Schichten waren. 
Die Postüberwachung gab Anlaß, selbst einige Angehörige des Hoch- 
adels ständig besonders zu überwachen. Vielfach international verhei- 
ratet und verschwägert, mit ererbtem Besitz im Ausland, waren seine 
Mitglieder vielfach gewöhnt gewesen, einen Teil des Jahres an den 
jeweils reizvollen Stätten des Auslandes zu verleben. Die Unterhaltung 
und der Briefwechsel mit den Verwandten und Freunden bewegten sich 
meist in den Bahnen der hohen Politik. Nun kam der Krieg, zerschnitt 
Fäden und errichtete Schranken, deren einzelne sich nicht genügend 
bewußt wurden. Das, was im Frieden gesagt werden konnte, verstieß
	        
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