VII
Nach dem Krieg
Mit dem politischen Zusammenbruch Deutschlands war der unter
militärischer Leitung stehende Nachrichtendienst unmöglich geworden. Die
Verbindung mit dem Pressedienst und vaterländischem Unterricht hatte
ihm die Feindschaft der an eine Verständigung glaubenden neuen Macht-
haber zugezogen. Unter der Kanzlerschaft des Prinzen Max von Baden
wurden diese beiden Arbeitsgebiete der Obersten Heeresleitung abge-
nommen. Es geschah damit, was sie so lange und so oft von den voran-
gegangenen Reichskanzlern gefordert hatte. Aber die Absicht, in der das
geschah, war eine andere als die, in der sie die Forderung gestellt hatte.
Pressedienst und vaterländischer Unterricht wurden nicht mit dem Geiste
des Widerstandes erfüllt. Auch der Nachrichtendienst an sich paßte nicht
in dies neue System. Seine unpolitische Art, die Dinge frei von jeder
Tendenz zu melden, entsprach nicht dem Bilde, das man zu sehen
wünschte: Verständigung, allgemeine Abrüstung, nie wieder Krieg!
Im Laufe des Krieges hatte ich mehrfach um meine Verwendung in
der Front gebeten. Aber infolge der Eigenart meiner Stellung war dieser
Bitte nie entsprochen worden. Ich wiederholte sie, als die vorbezeichneten
Zustände mit der Entlassung des Generals Ludendorff eintraten. Aber
auch sein Nachfolger als erster Generalquartiermeister, General Groener,
lehnte meine Bitte in Würdigung der Bedeutung eines Nachrichten-
dienstes während der Waffenstillstands= und Friedensverhandlungen ab.
Als dann die Revolution Deutschland völlig dem Feinde überlieferte,
drang ich darauf, in meiner Stellung zu bleiben, weil ich der Ansicht
war, daß dies der ungeheuren Gefahr des schrankenlosen Eindringens des
feindlichen Nachrichtendienstes in Deutschland gegenüber meine Pflicht
sei. Jetzt hielt aber auch die Oberste Heeresleitung die politische Belastung
des militärischen Nachrichtendienstes für zu stark, als daß ich bleiben
konnte. Das Kriegsministerium lehnte sogar meine militärische Verwen-
dung im Grenzschutz ab. Ich wurde beurlaubt. Die nach Kolberg ver-
legte Oberste Heeresleitung versuchte mich wenigstens insofern zur Mit-