Full text: Nachrichtendienst, Presse und Volksstimmung im Weltkrieg.

Die Abteilung III B. 143 
  
  
verwendeten Offiziere zwang aber von Anfang an dazu, den Schwerpunkt 
der Arbeit nach außen zu verlegen. Das erzog den gesamten III B-Dienst 
zu selbständiger Arbeit. III B war nicht eigentlich eine geschlossene Ab- 
teilung, sondern faßte im Nachrichtendienst, in der Abwehr, im Presse- 
dienst und im vaterländischen Unterricht vier selbständige Ressorts zu- 
sammen. Neue Aufgaben wurden neuen Organisationen und neuen 
leitenden Offizieren zugewiesen. Es kann also nicht davon gesprochen 
werden, daß die Häufung der Aufgaben zu einer Überlastung der Abtei- 
lung geführt hat. Die persönliche Inanspruchnahme des Chefs des Ge- 
neralstabs des Feldheeres durch Rebenaufgaben, welche die hier in Frage 
stehenden für ihn nun einmal waren und bleiben mußten, konnte allein 
dadurch gemildert werden, daß nur ein Abteilungschef sie ihm gegenüber 
zu vertreten hatte. So bleibt die Frage, ob der Abteilungschef überlastet 
war. Ich habe die Stellung von Kriegsanfang bis -Ende bekleidet und 
bin mit den Aufgaben groß geworden. Mein Lebensalter kam zwar den 
starken körperlichen Ansprüchen zustatten, die Arbeitslast und zahlreiche 
Reisen auf alle Kriegsschauplätze in jedem meiner Arbeitsgebiete stellten. 
Mein dem Lebensalter entsprechender militärischer Dienstgrad brachte es 
aber mit sich, daß in meinen unterstellten Mitarbeitern nicht ältere Offi- 
ziere heranwuchsen, die als sachverständige Leiter eins oder mehrere der 
Ressorts selbständig übernehmen konnten. Dafür habe ich ihnen aber eine 
selbständige Mitarbeit in vollem Vertrauen überlassen und meine eigene 
Aufgabe immer mehr darin sehen können, weniger nach unten zu arbeiten, 
als in der Hauptsache Mitarbeiter des Generalstabschefs auf den Gebieten 
zu sein, auf denen mir meine Betätigung Sonderkenntnisse verschafft hatte. 
Auch konnte ich mich den verschiedenen Aufgaben unterschiedlich widmen. 
Während zu Kriegsbeginn der Nachrichtendienst und der Schutz des mili- 
tärischen Geheimnisses mich fast ganz in Anspruch nahm, konnte ich mich 
späterhin auf die Beaufsichtigung dieser eingespielten und durch Erfolge 
bewährten Dienstzweige beschränken und schaffend im Pressedienst, zuletzt 
im vaterländischen Unterricht tätig sein. Nicht in meiner persönlichen 
Überlastung oder in der meiner Abteilung lag der Fehler, sondern darin, 
daß die HO. H. L. überhaupt Aufgaben übernehmen mußte, für die sie nicht 
vorbereitet war, und die ihr nicht zukamen. 
Es unterliegt keinem Zweifel, daß Pressedienst und vaterländischer 
Unterricht in der Hand der Reichsregierung weit erfolgreichere Formen 
hätten gewinnen können. Es war ein schwerer Fehler, daß beides unter 
militärischer Führung auch auf militärischen Inhalt beschränkt bleiben 
mußte, daß dadurch zwei wichtige Gebiete der Kriegführung, die ihrem 
ganzen Wesen nach politische waren, zu unpolitischen gestaltet wurden. 
Beim Feinde war das anders. Da lagen Presse und Führung der öffent-
	        
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