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und theuer, und er wußte sich auch auf diesem Gebiet einen reichen
Schatz von Kenntnissen anzueignen. Auch den Künsten widmete er seine
Zeit. Namentlich liebte er die Musik und ganz besonders den Gesang.
Daß aber nur in einem gesunden Körper eine gesunde Seele
wohnen könne, war auch dem Prinzenlehrer und Hofmeister Kem-
merlein eine wichtige Wahrheit, deshalb durfte sein Schüler auch
die Ausbildung und Uebung seines Körpers nicht vernachlässigen.
Prinz Friedrich mußte fleißig laufen, springen, reiten, fahren,
klettern, fechten und ringen, und auch in diesen körperlichen Fertig-
keiten und Geschicklichkeiten brachte es der fürstliche Schüler sehr weit.
Friedrich war im Fechten und Kämpfen ein solcher Meister, daß er
es in dieser Kunst sogar mit dem Kaiser Maximilian, der all-
gemein als einer der gewandtesten Ritter galt, aufnehmen konnte.
Zeitlebens gedachte Friedrich seines Lehrers mit innigster
Dankbarkeit. Als er zum Manne erwachsen war und die Regierungs-
geschäfte seine ganze Zeit in Anspruch nahmen, vergaß er doch seinen
lieben Kemmerlein nicht. Um ihm in seinen alten Tagen noch eine
Freude zu bereiten, schenkte er ihm mehrere Goldmünzen mit seinem
Bildnisse. Kemmerlein verlebte den Abend seines Lebens in Aschaffen-
burg. Der dankbare Schüler, der nun als Kurfürst von Sachsen
in ganz Europa mit Hochachtung genannt wurde, wollte seinen Lehrer
noch einmal sehen und ihn deshalb in Aschaffenburg besuchen. Kurz
vor der Stadt wurde dem Kurfürsten gemeldet, daß Kemmerlein
sanft und selig entschlafen sei. Tief betrübt, seine Absicht nicht erreicht
zu haben, setzte er seine Reise weiter fort.
b) Einiges aus der Regierungszeit Friedrich des Weisen.
(Verhältniß zu seinem Bruder Johann. Liebe zu den Kindern. Gerech-
tigkeit gegen die Unterthanen. Gründung der Universität Wittenberg, 1502.)
Friedrich, der seine Jugendzeit so gewissenhaft benutzt hatte,
konnte nun auch als Mann die hohe Stellung, welche ihm Gott an-
gewiesen, in jeder Hinsicht ausfüllen. Schon in seinem 24. Lebens-
jahre mußte er die Zügel der Regierung ergreifen, und sie ruhten in
sicheren Händen. Das Herzogthum Sachsen, also den Kurkreis,
regierte Friedrich allein, in den übrigen Theilen seines Landes ließ
er seinen Bruder Johann an der Regierung mit Theil nehmen.
Beide Brüder lebten mit einander in innigster Einigkeit und Liebe.
Keine Mißgunst, keine Ueberhebung, keine Herrschsucht störte das
brüderliche Verhältniß. Sie bewohnten zusammen ein Schloß und
waren einander so zugethan, daß keiner nicht einmal einen Diener
wählte, sobald der andere hierzu nicht seine Zustimmung gab.
Friedrichs Herz schlug auch mit innigster Liebe allen seinen
Unterthanen entgegen, und wie lieb er namentlich auch die Kinder
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