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Fast ebenso trübselig erging es in demselben Jahre der Stadt
Leisnig. Die Schweden verlangten von den Bürgern die Summe
von 20000 Thalern. Unmöglich konnte die arme Stadt, die drei Jahre
früher fast gänzlich ausgeplündert worden war, das Geforderte auf-
bringen. Was geschah? Der schwedische Anführer nahm den Bürger-
meister, Claus mit Namen, gefangen, ließ ihn in Ketten schmieden
und schleppte ihn von einem Orte zum andern. Seine Schlasstätte
war ein Stall oder das freie Feld. In Torgau starb dieser Unglück-
liche unter einem Wagen, an welchen man ihn wie einen Hund an-
geschlossen hatte. Ein großer Theil der Stadt ging in demselben Jahre
in Flammen auf.
Bis zum Jahre 1639 trat für die unglücklichen Sachsen eine
kurze Zeit der Ruhe ein; aber zu genannter Zeit meldeten sich die
wilden Schweden unerwartet wieder in unserm Vaterlande. Recht
mannhaft zeigte sich in jenem Jahre Freiberg gegen Banner und
seine Schweden. Vergebens donnerten seine Kanonen gegen die
befestigte Stadt. Die Besatzung, die Bürger und Bergleute machten
alle Pläne des feindlichen Feldherrn zu nichte. Da zog Banner
endlich zähneknirschend von dieser Hexenstadt, wie er sie nannte, ab,
nahm seine Richtung nach Böhmen zu und erschien vor den Thoren
Pirna's. Die Einwohner zitterten; Banner stürmte gegen die Stadt.
Langen Widerstand vermochte man nicht zu leisten. Die Stadt fiel
in Banners Gewalt. Die Vorstädte lagen in Asche und in der
eigentlichen Stadt waren ebenfalls 73 Häuser ein Raub der Flammen
geworden. Nun stürzten die Schweden, Hyänen gleich, in die übrigen
Häuser, raubten den Einwohnern Hab und Gut und stießen alles,
was ihnen in den Weg kam, unbarmherzig nieder. Das waren Zeiten
großer Noth und noch lange nachher nannte man dieses schwere
Unglück das „Pirnaische Elend“.
Gewiß wäre auch Pirna wie Wurzen endlich noch ein Schutt-
haufen geworden, hätte sich nicht noch Hilfe zu rechter Zeit eingestellt.
Ein schwedischer Offizier war nicht so unmenschlich wie Banner.
Ihn jammerte dieses Elend. Heimlich ertheilte er einem Apotheker
(Jakobäer) den Rath, nach Dresden zu eilen und die Prinzessin
Marie Sibylle, Tochter des Kurfürsten, zu bitten, sich bei Banner
für das unglückliche Pirna zu verwenden. Dies fruchtete. Banners
hartes Herz ließ sich durch die flehentlichen Bitten der Prinzessin
erweichen und er setzte den Greueln ein Ziel. Zwar blieb er noch
5 Monate, ehe er nach Böhmen vordrang, in der Stadt, doch duldete
er weitere Verheerungen nicht.
Inzwischen hatte der Tod so manchen Feldherrn von dem
Kampfplatze abgerufen. Zwei Jahre lang schon ruhte der ärgste Feind
der Evangelischen, Kaiser Ferdinand II., in der Gruft seiner
Bäter; sein Sohn, Ferdinand III., setzte das blutige Kriegsgeschäft