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leben und den Bergbau zu heben. Ganz besonders nahmen die
Leipziger Messen einen großartigen Aufschwung. Die eingegangenen
Waaren fanden Absatz nach Polen, Rußland, der Türkei, nach Italien,
Spanien, Holland, England.
Um dem Inlande Geld für die theuern Seidenwaaren zu erhalten,
wurde (1679) auf dem Ostravorwerke in Dresden ein Anfang mit
der Seidenraupen- und Maulbeerbaumzucht gemacht. Ein
Versuch, der in unserm rauhen Klima mit keinem besonders günstigen
Erfolge gekrönt wurde, sowie auch das spätere Bestreben, den Maul-
beerbaum bei uns einheimisch zu machen, im Ganzen ein vergebliches
geblieben ist.
Unter Johann Georg II. wurde in Sachsen ein ganz neuer
Gewerbszweig begründet, und dies war die Damastweberei. Jeden-
falls war man zuerst in der syrischen Stadt Damaskus auf die Kunst
gekommen, Damast zu weben, wenigstens hat dieses Gewebe seinen
Namen von dieser Stadt. Im Jahre 1666 ließ sich in Großschönau
bei Zittau ein Weber, Friedrich Lange, nieder, welcher zuerst gezogene
Arbeit fertigte. Diesen Namen führt der Damast deshalb, weil die
in dem Zeuge befindlichen Figuren, als Blumen, Bäume, Häuser,
Landschaften, Schiffe, Wappen, Bildnisse rc., dadurch entstehen, daß die
Faden auf dem Webestuhle nach dem vorgezeichneten Muster von einem
Arbeiter hin= und hergezogen werden, während ein anderer wirkt.
Bald wurde der Großschönauer Damast weltberühmt und man fand
ihn auf den Tafeln fast aller europäischen Fürsten. Die Damast-
weberei als Geheimniß zu bewahren, gelang nur kurze Zeit. Jetzt
wird er auch an anderen Orten, namentlich in Böhmen, gefertigt,
wodurch der Vertrieb in Großschönau so manche Beeinträchtigungen
erfuhr.
65. Die Festung Rönigstein. Der große Garten bei Dresden.
FKriedrichstadt-Dresden.
Am linken Elbufer, zwei Stunden oberhalb Pirna, erhebt sich
ein Felsen mehr als 312 m über den Meeresspiegel, welcher seit
etwa 500 Jahren (1396) den Namen Königstein führt. Schon die
alten Sorben-Wenden benutzten diesen Sandsteinfelsen zu einer Art
Burg. Nach diesen waren Böhmens Könige längere Zeit Herren
dieser Warte und der Umgegend. Ums Jahr 1400 gelangten die
Markgrafen von Meißen in den Besitz derselben, die den Felsen zu
einer Grenzveste gegen das benachbarte Böhmen einrichteten. Als die
wilden Hussiten in Sachsen einbrachen und alles wie tolle Wütheriche
vor sich niederwarfen, verwandelten sie auch die Festung Königstein
in eine öde Wildniß; außerdem ging er auch, sowie die Umgegend
eine Zeit lang für den Kurfürsten verloren. Erst im Jahre 1460 kam