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er wieder an das Kurfürstenthum Sachsen und blieb für jetzt nur
eine wüste Felsenburg. Fünfzig Jahre später erhielt der Königstein
unter Georg dem Bärtigen auf einmal eine ganz friedliche Bestimmung.
Derselbe errichtete hier ein Kloster, das sich aber schon nach 9 Jahren
(1524) wieder auflöste, weil die Mönche, zwei ausgenommen, in die
evangelische Kirche übertraten.
Da, wo man vor kurzer Zeit Messe gelesen und den Rosenkranz
abgebetet hatte, klirrten sehr bald wieder Kriegswaffen. Heinrich der
Fromme sendete auf den „großen Stein“ wieder eine Besatzung und
einige Zeit später erhielt der Königstein seine große Bedeutung als
Festung. Dieselbe ward nämlich von Vater August zu einem Grenz-
bollwerke gegen Böhmen bestimmt. Zunächst ließ er einige alte
Festungswerke erneuern, einen bequemen Weg nach der Festung an-
legen und verschiedene Gebäude errichten. Namentlich begann unter
ihm ein Werk, das erst nach 40 Jahren seine Vollendung erreichte,
und dies war der in Sandstein gehauene Brunnen. Im Jahre 1553
nahm man die Riesenarbeit in Angriff und 1592 hatte man sie zu
Ende geführt. Nach Ueberwindung unsäglicher Schwierigkeiten hatte
man endlich einen Brunnen gewonnen, dessen Tiefe 190 m und dessen
Wasserhöhe durchschnittlich 18 m Höhe beträgt.
Mit gleichem Eifer setzte Christian I. die Befestigungen fort,
welcher die Felsenfläche ebenen, eine Ringmauer aufführen und
namentlich die Kasematten herstellen ließ. Hierzu kam unter Johann
Georg I. unter anderen auch der in Felsen gehauene Thoreingang.
Der baulustige Johann Georg II. gab der Festung eine noch
höhere Bedeutung; außerdem führte er eine besondere Garnisonkirche
auf und stellte einen besonderen Garnisonprediger an. Die Einweihung
dieser Kirche (1676), welche in Gegenwart des Kurfürsten und seines
Hofstaates geschah, war eine so feierliche und großartige, „daß sie
aller Orten gerühmt worden". Derselbe Kurfürst ließ hier im Jahre
1678 bis 1680 ein Weinfaß bauen, welches 2235 Hektoliter Wein
faßte, das leer gegen 900 Ctr. und gefüllt 63481⅛ Ctr. wog. Das
Füllen desselben mit (Meißner) Wein dauerte 16 Wochen.)
Zu den wunderbarsten Lebensrettungen gehört ein Vorfall,
welcher sich den 12. August 1675 auf der Festung zutrug und der
seiner Merkwürdigkeit wegen auch hier einen Platz finden mag. Ein
Zeitgenosse des Kurfürsten berichtet hierüber Folgendes: Johann Georg
hatte eine ganz besondere Vorliebe für den Königstein, auf welchem
er sich stets heiter fühlte und auch anderen gern Freudenfeste bereitete.
*) In den Jahren 1722 —1725 baute man an Stelle des baufällig
gewordenen Weinfasses ein noch größeres, das 2450 hl faßte und vielleicht
das größte Riesenfaß in Europa war; es faßte 438 hl mehr, als das Heidel-
berger. Im Jahre 1818 mußte es wegen Baufälligkeit zerschlagen werden.
Das erste, in den Jahren 1624—1627 erbaute Weinfaß enthielt 1150 hl.