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zu bereiten, dem es jedenfalls ein Kinderspiel sei, Dukaten über
Dukaten aus seinem Schmelztiegel hervorzuzaubern. Da hier und
da dem Flüchtlinge verkleidete preußische Soldaten auflauerten, so
wurde Böttger in aller Stille und auf verschiedenen Umwegen in
einer Kutsche nach Dresden gebracht. Hier ging es nun mit dem
oben erwähnten Tzschirnhausen tüchtig ans Arbeiten. Neue Schmelz-
öfen wurden gebaut, Schmelztiegel wurden gefertigt, Metalle wurden
geschmolzen, verschiedene Erdarten wurden gebrannt und Summen
über Summen wurden von dem Kurfürsten vorgestreckt, — aber das
sehnlichst erhoffte Gold wollte nicht zum Vorschein kommen.
Wäre Böttger nicht ein außerordentlich gewandter Mann ge-
wesen, des Kurfürsten vielgeprüfte Geduld wäre vielleicht längst zu
Ende gegangen. Immer und immer wieder wußte sich aber der
schlaue Böttger neue Unterstützungen zu verschaffen, indem es ihm
gelang, die Aussichten so glaubhaft hinzustellen, daß diesen gegenüber
alles Mißtrauen schwand. Endlich mochte aber dem vermeintlichen
Golderfinder doch seines Schicksals wegen bange werden. Er hielt
es am gerathensten, das Weite zu suchen und flüchtete durch Böhmen
nach Ungarn. Dieser Fluchtversuch mißglückte. Unterwegs wurde er
festgenommen und nach Dresden zurückgebracht. Einem Andern hätte
dieser Schritt vielleicht den Hals gekostet, und auch Böttger mochte
kaum hoffen können, daß ihm dieser Fluchtversuch, durch welchen er
sich als Betrüger brandmarkte, für voll hinausgehen würde; aber
seine außerordentliche Gewandtheit rettete ihn nicht blos aufs neue,
sondern es gelang ihm sogar, des Kurfürsten ungeschwächtes Ver-
trauen wie früher zu gewinnen.
Es war gegen Ende des Jahres 1704, als Böttger mit Be-
nutzung verschiedener Erdarten neue Schmelztiegel zusammensetzte.
Zu diesem Zwecke benutzte er auch einen braunrothen Thon aus der
Meißner Gegend, und diesem Versuche verdankte Böttger die außer-
ordentlich wichtige Erfindung des Porzellans. Zu seiner großen
Freude gewann er nämlich eine Masse, die alle Eigenschaften des
chinesischen Porzellans besaß, ja dasselbe noch an Härte übertraf,
nur mit dem Unterschiede, daß sein Porzellan eine braunrothe Farbe
hatte. Böttger war der glücklichste Mann und er erwarb sich durch
die gemachte Erfindung die Gunst des Kurfürsten in so hohem Grade,
daß dieser ihn mit Geschenken und Ehrenbezeugungen überschüttete.
Natürlich sollte diese wichtige Erfindung ein Geheimniß bleiben. In
Dresden, das schon damals viele Fremde in seinen Mauern sah,
konnte dieses Geheimniß leicht verrathen und Böttger konnte überdies
auch bei seinen Arbeiten leicht belauscht werden. Hierzu kam, daß
Böttger selbst in einer größeren Stadt nicht so leicht zu überwachen
war, und gerade dies hielt der Kurfürst für außerordentlich nöthig,
da er fürchtete, Böttger könnte ins Ausland entweichen. Dies un-