Full text: Geschichte des Königreichs Sachsen mit besonderer Berücksichtigung der wichtigsten culturgeschichtlichen Erscheinungen.

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Streiter achteten fremdes Unglück nicht. Im höchsten Preis stand 
das eigene Leben. Hier drang eine tödtliche Kugel in das Helden— 
herz des preußischen Feldmarschalls Keith, der leblos vom Pferde 
sank, dort brachte man dem Könige ein zweites Reitpferd, weil das 
erste niedergestreckt worden war; — hier riß eine Kanonenkugel einem 
braunschweigischen Prinzen (Franz) den Kopf weg, dort empfing ein 
dessauischer Prinz (Moritz) eine tödtliche Wunde; — hier zuckte ein 
General, weil ihn eine Kugel streifte, dort sanken zwei Pagen an 
des Königs Seite entseelt zu Boden; — hier ordneten die Feldherren 
ihre Reihen zu neuen Kämpfen, dort fielen preußische Husaren in 
Verzweiflung auf die Oesterreicher ein, weil diese ihren geliebten 
König umzingelt hatten und ihn gefangen zu nehmen drohten. 
Noch war eine Riesenarbeit zu vollbringen. Auf dem Kirchhofe 
hatte sich ein Bataillon Preußen (unter dem tapferen Major Lange) 
verschanzt, das sich mit fast übermenschlicher Kraft zu halten versuchte. 
Nach und nach rückten sieben Regimenter gegen den verschanzten 
Kirchhof vor. Diesen Platz länger zu behaupten, war eine Un— 
möglichkeit. Die Preußen versuchten sich durchzuschlagen, was nur 
wenigen gelang, die meisten wurden niedergestreckt. 
Während dieser Blutarbeit dämmerte der Morgen herauf, aber 
die Sonne vermochte den dichten Schleier, der wie ein Leichentuch auf 
der Erde lagerte, nicht zu durchbrechen. Friedrichs Scharfblick konnte 
daher nichts erspähen, was ihn hoffen ließ, durch irgend eine geschickte 
Wendung das Kriegsglück doch noch sich zuzuwenden. Morgens 
9 Uhr traf er Anstalten zum Rückzuge. Aber welch ein Rückzug! 
Sein auserlesenes Heer von 28 000 Mann war bis auf 19000 zu— 
sammengeschmolzen, welche größtentheils nur noch mit dem Seiten— 
gewehr und mit dem Bajonnet bewaffnet waren. 101 Kanonen blieben 
in den Händen der Feinde. Fast alle Generäle waren verwundet. 
In ihrer Mitte fehlten tapfere Helden. 
Daun, obgleich Sieger, hatte auch einen Verlust von 8000 Mann 
zu beklagen. Seinen großen Gegner störte er in seinem Rückzuge nicht, 
welcher in bewunderungswürdigster Ordnung vollzogen ward. So 
furchtbar auch der Verlust der Preußen war, so verlor doch Friedrich 
seine Seelenruhe nicht, vielmehr zeigte er im Unglücke die volle 
Größe seines Geistes, wodurch er sein Heer immer zu neuen Thaten 
ermuthigte. 
Daun hatte nichts Eiligeres zu thun, als der Welt seinen Sieg 
zu verkündigen. Couriere eilten auf schnaubenden Rossen an die Höfe 
Europas, und Ehrenbezeigungen aller Art waren die Antworten, die 
dem Helden zugingen. 
Friedrich vergaß nicht, dem bei Hochkirch gefallenen Feldmarschall 
Keith auch ein sichtbares Denkmal zu errichten. Dasselbe ist im 
Gotteshause zu Hochkirch hinter dem Altare aufgestellt. Zugleich zeigt
	        
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