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reichen Franzosen wieder. In der Hauptstadt weilte ihr Kaiser.
Die österreichische Erklärung blieb aus. Friedrich Augusts Lage war
die verzweifelteste, die man sich denken kann.
Jetzt verlangte Napoleon mit aller Entschiedenheit eine Erklärung
von dem unglücklichen Könige. Binnen zwei Stunden solle er sich
entscheiden, ob er in seine Hauptstadt zurückkehren, ob er
die sächsischen Truppen mit den französischen vereinigen
und ob er als Mitglied des Rheinbundes, wie die übrigen
Fürsten, seine Pflicht erfüllen wolle. Wo nicht, oder er—
folge eine ausweichende Antwort, so würde Sachsen als
ein von Frankreich erobertes Land angesehen und be—
handelt werden.
Jede andere Wahl war unmöglich. Mit schwerem Herzen ent—
schloß sich Friedrich August, Prag zu verlassen und nach Dresden
zurückzukehren. Wie damals alles lag und stand, war dieser Schritt
offenbar der heilsamste für Sachsen. Unser Land wurde dadurch gegen
die Rache eines rücksichtslosen Siegers geschützt. Einstimmig segneten
die Sachsen die Umsicht und Klugheit ihres Königs und selbst die—
jenigen verstummten, welche zwei Monate vorher mit der Vorsicht
Friedrich Augusts nicht einverstanden gewesen waren.
Oesterreichs beharrliches Schweigen, Napoleons abermaliges
siegreiches Vordringen und seine Drohung hatte Sachsens Schicksal
entschieden. Gereichte der gethane Schritt unsers Königs dem Lande
später zum Verderben, so konnte dies damals kein Mensch voraus-
wissen. Die Verhältnisse hatten sich im Mai 1813 so gestaltet, daß
Friedrich August nicht anders handeln konnte, als es geschah.
Am 12. Mai hielt der König seinen Einzug in Dresden.
Napoleon war ihm mit seinem glänzenden Generalstabe bis vor die
Stadt entgegengeritten. Am Stadtthore angelangt, sagte der Kaiser
zu der daselbst versammelten Deputation der Stadt: „Liebt euren
König, seht in ihm den Retter Sachsens! Wäre er in seinem Worte
weniger getreu, wäre er kein so redlicher Bundesgenosse gewesen, so
wäre Sachsen verloren gewesen, ich würde es als erobertes Land
behandelt haben."
Während des Geschützdonners, unter welchem der König seinen
Einzug in Dresden hielt, dröhnten ebenfalls Kanonen in und um
Bischofswerda. Ihr Donner war kein Willkommen, das dem heim-
kehrenden Landesvater galt, sondern das zwei kämpfenden Gegnern
Verderben bereiten sollte. Es handelte sich nämlich um den Besitz
der Stadt Bischofswerda. In ihr hatten sich die Russen festgesetzt,
aus welcher sie die vordringenden Franzosen zu verdrängen suchten.
Da jene nicht wichen, so nahmen die Franzosen die Stadt mit Sturm.
Leider ging bei dieser blutigen Attaque die Stadt in Flammen auf und
brannte, einige alte Häuser ausgenommen, von Grund aus nieder.
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