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172 Offiziere und gegen 6000 Gemeine als Leichen oder als tödtlich
Verwundete das Schlachtfeld. Noch größer waren die Verluste der
Franzosen. Sie hatten allein 53 Kanonen und 2000 Mann als
Gefangene verloren.
Als die einbrechende Nacht auch hier dem Kampf ein Ziel setzte,
sah sich Marmont mit seinen Franzosen bis in die Halle'sche Vorstadt
Leipzigs zurückgedrängt. Die Feuerschlünde schwiegen. Mit den
Tausenden von Wachtfeuern schlugen auch die Flammen acht brennender
Dörfer zum Himmel empor.
Fester Schlaf umfing die ermatteten Krieger, welche sich eine
Lagerstätte auf der herbstlichen Erde zubereitet hatten. Viele aber
ihrer Kameraden schliefen den kalten Todesschlaf, und andere erflehten
sich denselben als einziges Mittel der Rettung von unbeschreiblicher Pein.
b) Der 17. Oktober. — Der 18. Oktober. — Der 19. Oktober. Rüchzug
der Franzosen. — Einzug der Verbündeten in Keipzig. —
crriedrich Augusts Gefangenschaft.
Der 17. Oktober war des Herrn Tag. Zwar schwieg das
Schlachtgetümmel, aber es fehlte die Sabbathsruhe. Ueberall traf
man Zurüstungen zu neuen Kämpfen. Den Verbündeten brachte
dieser Tag der Ruhe weit mehr Vortheile, als Napoleon. Sie
gewannen Zeit, ihre entfernteren Streitkräfte heranzuziehen, während
Napoleon auf Zuwachs nicht rechnen konnte. Demnach muß es
befremdlich erscheinen, daß er den Kampf am 17. Oktober nicht er-
neuerte, oder daß er, wenn er dies nicht wagte, nicht den Rückzug
antrat. Beides hätte seinen Plan gestört. Ihm war die Lage der
Dinge nur zu gut bekannt und er sah nur zu gut ein, daß er der
Uebermacht seiner Gegner unterliegen müßte. Dies wollte er aber
nicht verrathen. Er zeigte sich siegesgewiß und sandte einen ge-
fangenen österreichischen General mit Friedensvorschlägen zu den
Verbündeten ab. Man solle ihn, meinte er, nicht bis zum Aeußersten
treiben. Er sei bereit, sich über den Rhein zurückzuziehen und die an
ihn früher gestellten Friedensbedingungen zu erfüllen. Ein von ihm
ausgegangener Angriff hätte mit seinen Friedensvorschlägen nicht
übereingestimmt, und ein Rückzug hätte seine Schwäche verrathen.
Jene Sprache war man von diesem herrschsiüchtigen, stolzen Manne
nicht gewöhnt. Mit Recht schloß man auf seine Schwäche und ging
auf seine Vorschläge nicht ein.
Am 18. Oktober früh 2 Uhr fand man Napoleon schon wieder
in größter Thätigkeit begriffen. Er ließ den von seiner Armce ein-
genommenen Halbkreis etwas enger ziehen, so daß die Gegend um
Wachau von den Franzosen geräumt wurde. Noch einmal nahm der
Schlachtenkaiser die Stellung seiner Truppen in Augenschein, traf im