Full text: Geschichte des Königreichs Sachsen mit besonderer Berücksichtigung der wichtigsten culturgeschichtlichen Erscheinungen.

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Noch an demselben Tage drückte der König seine Empfindungen, 
die sein Herz bewegten, in einer Proklamation an das Volk aus. 
Dieselbe verdient für alle Zeiten den Sachsen erhalten zu werden 
und lautet: 
„Euer König ist in eure Mitte zurückgekehrt, zwar tief gebeugt von 
den Leiden, die ihn und euch getroffen haben, und durchdrungen von den 
Schmerzen der Trennung, die einen großen Theil seiner treuen und geliebten 
Unterthanen ihm entrissen hat, aber nicht ohne den Trost, den ihm das 
Vertrauen und die Liebe und der Sinn des ihm übriggebliebenen Volkes 
gewährt. Ihr habt den alten Ruhm der Sachsen in der Zeit, wo Wir von 
euch getrennt wurden, bewährt und erhöht. Ihr habt das Unvermeidliche 
ruhig ertragen, ihr habt unter allen Ereignissen, die euch niederdrückten, 
den Sinn für Recht und Pflicht in euch lebendig erhalten, ihr habt eure 
Anhänglichkeit an Uns und Unser königliches Haus vor den Augen von 
ganz Europa laut und unzweideutig ausgesprochen. Wie sollten Wir bei 
dem Geiste, der euch belebt, bei den Gesinnungen, die ihr gegen Uns zu Tage 
gelegt habt, Uns nicht der beruhigenden Zuversicht überlassen, daß es Uns, 
durch Unsere und eure Anstrengungen vereinigt, gelingen werde, die tiefen 
Wunden, die das Unglück der Zeit euch geschlagen hat, zu heilen, und 
Wohlstand und Zufriedenheit unter euch wieder zu verbreiten!“ 
Das Versprechen, wieder Wohlstand im Sachsenlande zu 
verbreiten, hat Friedrich August aufs gewissenhafteste zu erfüllen 
gesucht. In jener Zeit war diese Aufgabe nicht leicht zu lösen. Bei 
seiner Rückkehr fand der König fast keinen Heller in den Landeskassen 
und doch mußte er sogleich gegen Napoleon beinahe 20 000 Mann 
ausrüsten. Hierzu kam, daß in den Jahren 1816 und 1817 wegen 
großer Nässe Mißwachs eintrat und eine allgemeine Hungersnoth, 
namentlich im Erzgebirge und im Voigtlande, ausbrach. 
Was Fürsten und Völker zu erreichen vermögen, sobald sie mit 
festem Gottvertrauen die ihnen verliehenen Kräfte und Mittel gewissen- 
haft anwenden, zeigte sich recht sichtbar in jenen schweren Zeiten an 
unserm schwer heimgesuchten Sachsen. Zunächst verminderte der 
König seinen Hofstaat, beschränkte die Ausgaben und ordnete das 
Abgabenwesen. Die neue Kriegslast erfuhr dadurch eine bedeutende 
Erleichterung, daß Frankreich nach Napoleons gänzlicher Besiegung 
eine ansehnliche Kriegssteuer aufbringen mußte, von welcher Summe 
beinahe zwei Millionen Thaler unserm Vaterlande zuflossen. War 
auch der Druck in beiden Theuerungsjahren bitter, so hatten sich doch 
alle Verhältnisse wieder soweit geordnet, daß der König bedeutende 
Summen zum Ankauf von Getreide und Kartoffeln anweisen konnte. 
Damit dem Handel wieder aufgeholfen werde, erhielten die 
Leipziger Messen allerlei Begünstigungen. Der Verkehr im Inlande 
erfuhr durch Verbesserung der Chausseen, welche in den Jahren 
von 1805 bis 1815 durch den Transport der Geschütze und die 
Armeezüge ungemein gelitten hatten, und durch Anlegung neuer eben- 
falls große Erleichterung. Dieser Umstand unterstützte einen andern 
Fortschritt. Kurz nach 1820 wurde das Postwesen umgestaltet.
	        
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