Full text: Leitfaden der Preußischen Geschichte.

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sich auf 218 Millionen Taler beliefen. Um diese zu tilgen und 
zugleich die großen neuen Ausgaben für Festungen, Waffen, 
Schulen, Ämter bestreiten zu können, opferle der König groß- 
mütig seine Domänen und ließ den größten Teil derselben ver- 
kaufen, ersparte durch Beurlaubung viel beim Militär und setzte 
fest, daß die gesamten Staatsausgaben ein bestimmtes Maß nicht 
überschreiten dürften. Auf den Nat des Ministers v. Klewiz hob 
er 1818 die Toraccise auf und führte statt derselben in den größeren 
Städten die Mahl= und Schlachtsteuer, in den kleinen Städten 
und auf dem platten Lande die Klassensteuer ein. Dadurch 
erleichterte er den Verkehr, und Handel und Wandel hob sich. 
Denselben Zweck erreichte er im großen durch die Gründung 
des preußisch-deutschen Zollvereins (1834), dem mit Ausnahme 
von Osterreich, Mecklenburg und den Hansestädten alle deutschen 
Staaten beitraten. Durch ihn wurde nicht bloß die deutsche 
Industrie, da die Zollschranken zwischen den Zollvereinsstaaten 
wegfielen, mächtig gefördert, sondern auch ein großer Schritt zur 
Einigung Deutschlands unter Preußens Führung getan. 
Ebenso wohltätig erwies sich Friedrich Wilhelms Regierung 
für die geistige Bildung der Nation. Das höhere Schul- 
wesen wurde 1817 einem besonderen Ministerium „der geistlichen, 
Unterrichts= und Medizinal-Angelegenheiten“ untergeben und kam 
durch die weise Verwaltung des Ministers v. Altenstein sehr in 
Flor. Neben den Gymnasien blühten nun auch die Realschulen. 
Die Universitäten zu Halle und Wittenberg wurden in Halle 
vereinigt (1817), und für die Rheinlande die Universität zu Bonn 
gegründet (1818). Daß aber Preußen auch im Volksunterricht 
alle anderen Großstaaten weit überflügelte, war hauptsächlich 
eine Folge der allgemeinen Schulpflichtigkeit, die der Kö- 
nig durchführte. 
In den kirchlichen Dingen gelang ihm ein altüberliefertes 
Streben seines Hauses: er vereinigte die beiden evangelischen 
Bekenntnisse, das lutherische und das reformierte, in der Union 
(1817) zur „Evangelischen Landeskirche.“ Er selbst arbeitete für 
sie eine Agende aus, die jedoch bei manchen Lutheranern (Alt- 
Lutheranern) auf Widerstand stieß. — Der römischen Geistlichkeit 
verstattete er (durch Vertrag mit dem Papste 1821) großen Ein- 
fluß auf seine katholischen Untertanen. Als sie aber, von den 
Jesuiten geleitet, die Rechte der Evangelischen und des Staates
	        
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