Full text: Leitfaden der Preußischen Geschichte.

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verletzte (besonders in betreff der gemischten Ehen zwischen Pro- 
testanten und Katholiken), ja sogar das Volk am Rhein und in 
Posen wider die Regierung aufhetzte, ließ der König den unge- 
horsamen Erzbischof von Köln v. Droste-Vischering ver- 
haften und auf eine Festung bringen (1837). Ebenso erging es 
dem gleich aufsässigen Erzbischof von Posen, Martin Dunin 
(1839). Jener mußte in Minden, dieser in Kolberg als Staats- 
gefangener sitzen. Als Schutzherr der Evangelischen nahm auch 
der König 1837 die in Tirol wegen ihres Glaubens bedrückten 
lutherischen Zillertaler aufj; er siedelte sie bei Erdmannsdorf 
in Schlesien an. 
Unter seiner wahrhaft landesväterlichen Verwaltung machte 
das Land in jeder Art der Kultur die größten Fortschritte: der 
Wohlstand und die Bevölkerung wuchsen in den 25 Friedens- 
jahren von 1815—1840 um die Hälfte; die Wissenschaften nah- 
men einen solchen Aufschwung, daß Preußen hierin selbst die am 
weitesten vorgeschrittenen Nationen zu überholen begann. Er- 
halten wurde dieser segensreiche Frieden teils durch die Achtung, 
welche man vor Preußens militärischer Kraft hatte, da es nach 
seiner Landwehrverfassung bei einem Kriege immer sein ganzes 
Volk in Waffen stellen mußte und konnte, teils durch die Ab- 
neigung des Königs, Anlaß zu Störungen der europäischen und 
der deutschen Machtverhältnisse zu geben. Er schloß sich in betreff 
der ersteren gewöhnlich den Ansichten des ihm verschwägerten 
Kaisers von Rußland (seit 1825 Nikolaus, Gemahl Charlottens, 
der Tochter des Königs), in den deutschen Dingen meist den 
Maßregeln Osterreichs an. Da nun Kaiser Nikolaus und noch 
mehr der Minister Metternich überall das Aufkommen konstitu- 
tioneller Einrichtungen bekämpften, so übertrug sich ein Teil der 
dadurch bei den Liberalen erregten Mißstimmung auch auf die 
preußische Regierung. 
Dennoch war der König bis an seinen Tod beim Volke sehr 
beliebt; es freute sich seiner schlichten, bürgerlichen Art, die be- 
sonders in seinem Privatleben (auch nach seiner zweiten Verhei- 
ratung mit der zur Fürstin von Liegnitz erhobenen Gräfin 
Auguste v. Harrach 1824) gemütvoll hervortrat, und dankte ihm 
für die großen Erfolge seiner wohlgeordneten Verwaltung. 
Friedrich Wilhelm III. starb am 7. Juni 1840 zu Berlin. 
Der Staat, den er neu eingerichtet, hatte unter ihm eine Bevöl-
	        
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