Full text: Leitfaden der Preußischen Geschichte.

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und dem Handel einen ungeahnten Aufschwung. Seine Grund- 
sätze waren eine gemäßigte Handelsfreiheit und die Einheit des 
deutschen Volkes. Osterreich konnte seiner verschiedenen Verkehrs- 
verhältnisse wegen in eine Zolleinigung mit Deutschland nicht tre- 
ten und mußte letzteres daher dieser preußischen Führerschaft über- 
lassen. Zuerst wurde der Zollverein 1827 mit einigen Enklaven 
geschlossen, 1828 mit Hessen-Darmstadt, 1831 mit Kurhessen, 
1833 mit Bayern, Württemberg, Sachsen und den thüringischen 
Staaten, 1835 mit Baden und Nassau, 1836 mit Frankfurt a. M. 
Die Finanzminister Motz und v. Maaßen und die Geheimräte 
Eichhorn und Kühne erwarben sich um dies Werk viele Verdienste. 
Durch den Zollverein, sowie durch die zahlreich gegründeten Real, 
Gewerbe-, Ackerbau= und Handelsschulen, wurde der Aufschwung 
der Industrie ungemein befördert. 
Das Aufblühen der materiellen Kultur beschleunigte der 
Umstand, daß man mehr und mehr die WMissenschaft auf das 
praktische Leben anwandte, Land- und Forstwirtschaft, wie städti- 
sches Gewerbe vernunftgemäß betrieb. 
In dieser Zeit machte der deutsche Geist die großartigsten Fort- 
schritte auf dem Gebiet des Wissens. Preußen hatte daran 
einen hervorragenden Anteil. Viele Gelehrte ersten Ranges, wie 
Alerander von Humboldt (geb. 1769 zu Berlin, 1859), 
Karl Ritter (geb. 1779 zu Ouedlinburg, 1 1859 zu Berlin), 
Leopold Ranke (geb. 1795 zu Wiehe i. Th., k 1886 zu Berlin), 
brachte es hervor; andere, wie Hegel und die Gebrüder Grimm, 
zog es an sich. — In der Poesie war bei Hofe vorzüglich 
die romantische Richtung beliebt, welcher Ludwig Tieck (geb. 
1773 zu Berlin, gest. 1853), v. Fouqué, v. Eichendorff, 
A. von Arnim folgten; allgemeinen Beifall hatten die Dich- 
tungen Adelberts von Chamisso (geb. 1781 zu Boncourt in 
der Champagne, als Knabe nach Berlin übergesiedelt, wo er 
1838 starb) und K. Immermanns (geb. 1796 zu Magde- 
burg, gest. 1840). Die mit dem Bestehenden Unzufriedenen 
fanden Geschmack an den Phantasien des sogenannten „jungen 
Deutschland“, dessen literarisches Haupt H. Heine war (geb. 
1799 zu Düsseldorf, aus jüdischer Familie, gest. 1856 zu Paris). 
Während in den oberen Kreisen der Gesellschaft verfeinerte 
Asthetik und ideale Philosophie gepflegt wurden, verbreitete die 
Pestalozzische Volkspädagogik, von der Regierung in Preußen 
eingeführt, eine gewisse Aufklärung selbst in den untersten Schich- 
ten des Volks.
	        
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