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nach dem Aussterben der älteren Linie des Hauses Sonderburg
1863 den Prinzen Friedrich von Augustenburg (aus einer Son-
derburger Nebenlinie) zu ihrem Herzog zu machen, um nur von
Dänemark los zu kommen. Der Gefahr, daß hier ein neuer
deutscher Kleinstaat entstand, machte indes Preußen, nachdem es
1864 im Verein mit Osterreich die Herzogtümer den Dänen ab-
genommen, bei Königgrätz 1866 ein Ende.
Hannover.
§ 101. Das alte Herzogtum Sachsen (zwischen Ems und
Unterelbe, Nordsee und Harz), die Heimat Wittekinds, Heinrichs I.,
Ottos d. Gr., kam nach dem Tode Lothars v. Supplinburg
1137 in den Besitz des ursprünglich welschen Geschlechts der
Welfen, welches auch Bayern besaß. Aus diesem Hause war
Herzog Heinrich der Löwe von Sachsen und Bayern; er gebot
an der Nord-- und Ostsee wie ein König und erwarb sich um die
Germanisierung der Slawen in Transalbingien, Mecklenburg,
Pommern große Verdienste. Nachdem er in seinem Kampfe mit
Friedrich Rotbart unterlegen war (1180), wurde das alte Sachsen
in eine Menge von weltlichen und geistlichen Landesherrschaften
zerstückelt. Die Welfen behielten nur ihre Familiengüter, welche
1235 zum reichsunmittelbaren Herzogtum Braunschweig-Lüne-
burg erhoben wurden. Durch häufige Erbteilungen zersplitterten
sie noch ihre geringe Macht. Die Hauptlinien waren Braun-
schweig-Wolfenbüttel und Braunschweig-Lüneburg. Das letztere
Haus trat früh dem Luthertum bei; der Lüneburger Herzog Ernst
der Bekenner gehörte zu den Unterzeichnern der Augsburger
Konfession 1530 und zum Schmalkaldischen Bunde. Sein Sohn,
Herzog Wilhelm, erwarb 1582 Hoya, 1585 Diepholz; sein Enkel,
Georg, erbte Kalenberg (1634) und machte Hannover zu seiner
Residenz. Georgs Söhne teilten 1648 ihren Besitz; so entstanden
die Zweige Lüneburg-Celle und Lüneburg-Hannover.
Zu größerer Bedeutung gelangten die Welfen, als Herzog Ernst
August von Lüneburg--Hannover 1692 die Kurwürde erhielt;
noch weit mehr aber, als Ernst Augusts Sohn und Nachfolger,
Georg, der durch seine Mutter Sophie (eine Tochter des Böhmen-
königs Friedrich v. d. Pfalz und der englischen Prinzessin Elisa-
beth Stuart) von den Stuarts abstammte, 1714 den britischen
Thron bestieg. Das Kurfürstentum Hannover, welchem 1705
durch Erbschaft Celle und Lauenburg, 1719 im Stockholmer
Frieden die ehemaligen Bistümer Bremen und Verden zufielen,
hatte von jener Erhöhung der Welfen mehr Schaden als Nutzen;