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½ durch den Erwerb von Fulda und Isenburg
1815).
Willkür, Eigennutz und Starrsinn waren auch den Nachfolgern
Wilhelms I. eigen. Die Verfassung, die Wilhelm II. (1821—
1847) im Jahre 1831 notgedrungen gab und die sein Sohn
Friedrich Wilhelm (Mitregent seit 1831) ausführen sollte, brach
letzterer bald wieder (Ministerium Hassenpflug). Friedrich Wil-
helm geriet dadurch mit seinem Volke in einen langen Streit.
Auch die Interessen des preußischen Staates, zwischen dessen Län-
dern Kurhessen wie ein eingeschobener Keil lag, wurden von ihm
oft durchkreuzt, bis endlich Preußen 1866 diesem Kleinstaat ein
Ende machte.
§ 103. Die Grafen von Nassau, ein fränkisches Geschlecht,
(seit 1149 namhaft) teilten sich 1255 in zwei Linien. Die ältere,
Walramsche, herrschte links der Lahn (Nassau-Weilburg) — aus
dieser war Kaiser Adolf (1292—98) —, die jüngere, Ottonische,
rechts der Lahn; von letzterer siedelte im 15. Jahrhundert ein
Zweig nach den Niederlanden über und erheiratete das Fürsten-
tum Orange in Südfrankreich (Nassau-Oranien). Kaiser Adolfs
Nachkommen brachten es über den Stand von Kleinfürsten nie
hinaus, obwohl sie 1366 reichsunmittelbar wurden und durch
manche Erwerbung ihr Gut mehrten. Der Reformation
wandten sich die Nassauer Grafen früh zu und vertraten sie nach
Kräften; Erbteilungen (Nassau-Weilburg, Nassau-Wiesbaden,
Nassau-Saarbrücken, Nassau-Usingen) schwächten auch diese Dy-
nastie. Beim Untergang des deutschen Reiches sicherten sie durch
Beitritt zum Rheinbund ihren Besitz, der nun zu einem unteil-
baren Herzogtum erhoben wurde (1806), und rundeten ihn
(1815) durch Erwerbung der deutschen Besitzungen des Hauses
Oranien (Dietz, Hadamar, Dillenburg u. a.) ab. 1816 vereinigte
Herzog Wilhelm nach dem Aussterben der letzten Nebenlinie des
Walramschen Hauses alle nassauischen Lande, unierte in ihnen
auch die reformierte und lutherische Kirche und errichtete 1818
allgemeine Landstände. Nach seinem Tode 1839 folgte ihm in
der Regierung sein Sohn Adolf, welcher 1866 von Preußen ent-
thront wurde. —
Die Stadt Frankfurt am Main, schon zur Zeit der Karo-
linger gegründet, wurde 1245 freie deutsche Reichsstadt.
Ihre zumal für den Handel so günstige Lage zwischen dem Nor-
den und Süden Deutschlands verhalf ihr zu Reichtum und poli-
tischer Wichtigkeit; die Gunst der deutschen Kaiser förderte ihre
Interessen (1330 Stiftung der jährlichen Messen durch Ludwig