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Truppen zu sterben, so übergebe ich meinen Degen Eurer Ma—
jestät“, schrieb der Kaiser an seinen Besieger. Es wurde ihm
zum Aufenthalt bis zum Frieden das Schloß Wilhelmshöhe bei
Kassel angewiesen.
§ 105. Auf die Nachricht von dem Unglück seines Kaisers
fiel das Pariser Volk von ihm ab und rief die Republik aus.
Die neue Regierung, welche es sich gab, wurde in ganz Frankreich
anerkannt und setzte den Krieg fort. Denn die Franzosen konn-
ten den Gedanken nicht ertragen, daß sie besiegt seien und den
Frieden mit Landabtretungen erkaufen sollten. Wie sie früher
auf ihre überlegene Bewaffnung mit Chassepots und Mitrailleusen
und auf die Vorzüglichkeit ihrer Soldaten, zumal der wilden
Zuaven und Turkos, gebaut, so verließen sie sich jetzt auf die
Menschenmassen, die nun überall in Frankreich zu den Waffen
griffen und teils große regelmäßige Heere, teils Banden von
Freischärlern (Franctireurs) bildeten. Aber auch Deutschland
entsandte zur Verstärkung seiner Streitkraft immer neue Scharen,
besonders preußische Landwehr.
Der Kampf war jetzt ein Festungskrieg. Es handelte sich
für die Deutschen darum, die drei großen Bollwerke Frankreichs,
Straßburg, Metz und Paris, einzunehmen. Straßburg, wel-
ches General Uhrich tapfer verteidigte, wurde nach mehrwöchent-
licher Belagerung von einem badisch-preußischen Korps unter
General v. Werder am 27 September erobert. Aus Metz
suchte sich Bazaine durch einen Ausfall am 31. August und
1. September einen Weg zu bahnen; er wurde aber in dem
Treffen bei Noisseville von ostpreußischer Linie unter General
v. Manteuffel und preußischer Landwehr unter General v. Kum-
mer zurückgeschlagen, und er hielt sich nun so lange, bis die
drohende Hungersnot ihn zur Ergebung zwang. Am 27. Ok-
tober kapitulierte auch er; Metz öffnete den Preußen die Tore,
und das ganze Heer Bazaines (167.000 Mann und 6000 Offi-
ziere) streckte die Waffen.
Weit länger widerstand Paris, welches seit dem 19. Sep-
tember von den Deutschen eingeschlossen war. Die ungeheure
Stadt, mit einem Kranz von Festungswerken umgeben und von
einem sehr zahlreichen Heere unter General Trochu verteidigt,
sollte, wie Metz, durch Hunger bezwungen werden. Doch zeigte