Full text: Leitfaden der Preußischen Geschichte.

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Der Religionshaß zwischen den Katholiken und den Pro- 
testanten in Deutschland, von unduldsamen Priestern immer- 
während geschürt, mußte zum Bürgerkriege führen, als es den 
Jesuiten gelang, im Kaiserhause festen Fuß zu fassen. Grund 
zum Streite gab der „Geistliche Vorbehalt“, ein Artikel des 
Augsburger Religionsfriedens, nach welchem geistliche Länder, 
auch beim Übertritt ihrer Fürsten, katholisch bleiben sollten; 
ferner der Umstand, daß jener Vertrag zwar den Lutherischen, 
aber nicht den Kalvinisten Religionsfreiheit und gleiches Recht 
mit den Katholiken gab. Beide Teile rüsteten; es schlossen pro- 
testantische Stände mit einander einen Kriegsbund, und ebenso 
katholische. Aber während die evangelische Union (1608) un- 
vollständig und unwirksam blieb, bildete die katholische Liga 
unter Herzog Max von Bayern eine starke Macht. 1618 begann 
mit den böhmischen Unruhen der Dreißigjährige Krieg. 
Die protestantischen Böhmen, vom Kaiser bedrückt, empörten sich, 
wählten den Kurfürsten Friedrich von der Pfalz zum König, 
wurden aber vom Kaiser Ferdinand II. mit Hilfe der Liga unter- 
jocht, und nachdem die katholische Kirche mit Gewalt in den 
österreichischen Erblanden wiederhergestellt worden, ließ Ferdinand 
dasselbe durch den ligistischen General Tilly auch in Süd= und 
Mitteldeutschland vornehmen. Einige kleine protestantische Fürsten 
(Christian von Braunschweig, Ernst von Mansfeld) wider- 
standen vergebens; die großen von Sachsen und Brandenburg 
sahen angstvoll zu. So fielen 1626 die Heere Tillys und 
des kaiserlichen Generals Wallenstein auch über Norddeutsch- 
land her, besiegten den Dänenkönig Christian IV., der es schützen 
wollte, und schickten sich an, des Kaisers Restitutionsedikt 
(1629) auszuführen, welches Magdeburg, Minden, Merseburg 
und viele andere ehemals geistliche Länder wieder katholisch machen 
sollte. Da erschien den Protestanten ein Retter: Gustav Adolf, 
König von Schweden, landete auf Ruden an der Peene- 
mündung 1630, verjagte die Kaiserlichen aus Pommern, zwang 
seinen unschlüssigen Schwager Georg Wilhelm von Brandenburg, 
sowie den ebenso unfähigen Kurfürsten von Sachsen, sich mit ihm 
zu verbünden, konnte zwar das von Tilly belagerte Magdeburg 
nicht mehr retten, welches im Mai 1631 von den Kaiserlichen 
erstürmt wurde und in Flammen aufging, richtete dann aber 
durch den Sieg von Leipzig (September 1631) in ganz Deutsch-
	        
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