Full text: Also sprach Bismarck. Band I. 1846 - 1870. (1)

Altmark, nach dem 17. März 1346. 
Unterredung mit Bauern bei Gelegenheit 
einer Teichgenossenschafts-Bersammlung.“) 
Als Bismarck noch Deichhauptmann war, war eines 
Tages eine Versammlung anberaumt, um von den GErund- 
eigentümern die Unterschrift zu erlangen, daß ein neu anzu- 
legender Deich über ihre Aecker und Wiesen gehen dürfe. Die 
Sitzung begann um halb 9 Uhr morgens; die Bauern waren 
vollzählig in der großen Gaststube des Wirtshauses versam- 
melt. Der Tisch, auf welchem die Deichakten lagen, stand in 
der Tür, die zu einem kleinen Nebenzimmer führte, welches 
einen Separatausgang hatte. Mit dem Glockenschlage erschien 
Bismarck in Reserve-Offizier-Uniform, schnallte den Pallasch 
ab und lehnte ihn an die Wand. Es war gerade ein betäu- 
bender Lärm, denn die Bauern stritten lebhaft, ob der neue 
Damm nötig wäre, der alte Damm hätte so lange gehalten 
und würde gewiß noch länger genügen 2c. Bismarck hörte kurze 
Zeit zu, lohne ein Wort zu sagen, dann stand er auf, griff 
nach dem Pallasch mitsamt der Scheide, faßte ihn in beide 
Hände und hieb flach auf den Tisch, daß die Akten herum- 
flogen und rief in den Tumult hinein: „Jetzt holt ji dat 
Muhl, jetzt wull ick reden.“ Grimmig sahen die Bauern nach 
dem Hünen auf der anderen Seite des Tisches, verstummten 
aber sofort. Darauf machte Bismarck in kurzer Rede sie darauf 
aufmerksam, daß der alte Damm schadhaft sei, und daß es 
besser sei, das kleine Stück Land, das der neue Damm nötig 
*) Nach dem Berichte des Bismarck begleitenden Geometers, 
mitgeteilt in der „Berliner Wochenschrift" „Das Echo“. 
v. Poschinger „Also sprach Bismarck“, Band I. 1
	        
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