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dann — zirka 10 Minuten lang — von dem Uebermaß der
Geschäfte, die er zu erledigen habe, von der Absicht, sich in
Bälde auf dem Lande zu erholen und von dem Wechsel im
Kultusministerium. Herr v. Mühler sei 10 Jahre sein guter
Freund gewesen. „Seit 2 Jahren ist er dieses aber nicht mehr.
Ein verwöhnter Freund, aber unmöglicher Kollege. Dieser
Ministerwechsel hat mir viel Sorge gemacht. Denn der König
ist sehr schwierig, sobald die Religion mit einer Angelegenheit
verknüpft ist. Nun ist aber die Sache endlich erledigt.“
Berlin, März 1872.
Unterredung mit dem Grafen Elbrecht Dürckheim,
betreffend die Reichslande, die künftige Regie-
rungsform, die Entschädigungsfrage. Napoleon.“
Bismarck: „Da ich die Hauptschuld an der Zurücknahme
des Elsaßes unter deutschen Schutz trage, so fühle ich mich ver-
bunden, das Wohlergehen der wieder gewonnenen Reichslande
zum Gegenstand einer besonderen, rücksichtsvollen Aufmerk-
samkeit zu machen. Die Elsäßer betrachtete ich von jeher als
die Elite des französischen Volkes, sie waren die besten Sol-
daten und haben in meinen Augen den Vorzug, von beiden
Nationen etwas gutes zu besitzen. Wenn ich jede Französin
mit einem deutschen Kernmanne vermählen könnte, würde
ich sicher einen tüchtigen Menschenschlag erhalten. So Viele
haben ja im Elsaß ein Körnchen von dem Esprit francais, ohne
daß sie deswegen ihre deutsche Natur verläugnen können. —
Stehen die Herren, die Sie begleiten, wie Sie selbst, auf dem
Boden der Friedenspräliminarien?“
*) Graf Dürckheim, Erinnerungen aus alter und neuerer
Zeit. Bd. II, S. 264.