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mit Italien immer Hand in Hand gehen, wenn es sich um die
Aufrechterhaltung des Friedens handelt. Wenn der Friede im
Orient gestört werden sollte, so geht Deutschland mit seinen
Alliierten, es bleibt aber im Hintertreffen. Italien tut am
besten, sich mit dem Grafen Kalnocky über die orientalischen
Fragen zu einigen. Machen Sie alles mit ihm aus, das kann
dann der Gegenstand eines Spezialabkommens werden.“
Crispi ging auf die abessynische Frage über und bemerkte:
„Ich wünsche die Erhaltung des Friedens und ich werde in
diesem Sinne arbeiten; Italien befindet sich aber in diesem
Augenblick in einer ganz besonderen Lage bei Massaoua. Ich
habe diese Operation nicht eingeleitet, ich habe sie schon vorge-
funden, als ich die Regierung übernahm. Gleichwohl ist es
meine Pflicht und die der italienischen Regierung, die uns an-
getane Beleidigung zu bestrafen; es wird bald zum Kriege
kommen, aber wir können diesen Krieg nicht vermeiden. Auch
will ich hoffen, daß der europäische Friede nicht gestört wird.
Das hindert aber nicht, offen auszusprechen, daß unsere Allianz-
Verträge vom Mai 1882 und vom Februar 1887 der Er-
gänzung bedürfen. — Man stellte dort die Fälle fest, wann
eine der beiden Mächte im Kriegsfalle auf die Unterstützung
der anderen Anspruch machen kann; man hat aber unterlassen,
daneben eine Militärkonvention abzuschließen, die ich für uner-
läßlich halte. Niemand weiß, wann und wie der Krieg aus-
brechen kann. Das kann durch ein ganz unerwartetes Vor-
kommnis geschehen, und wir dürfen dasselbe nicht abwarten,
um erst dann darüber einig zu werden, welche Rolle jedem
von uns zur Verteidigung der gemeinsamen Sache obliegt.
Man muß einen Plan ausarbeiten, welcher alle Möglichkeiten
vorsieht, damit, wenn der Krieg ausbricht, jeder weiß, was
zu tun ist. Ich schließe also, indem ich bemerke, daß eine Mi-
litärkonvention die Allianzverträge zu ergänzen hat.“
Bismarck: „Ich erkenne die Berechtigung Ihres Vor-
schlages an und akzeptiere ihn auch. Ich muß aber darüber