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stand von Paris und die Proklamation von Tours haben
uns diese Hoffnung wieder genommen.“
Thiers kündigte darauf Bismarck seine Absicht an, Ver-
sailles zu verlassen und der Regierung in Paris den Abbruch
der Versailler Verhandlungen mitzuteilen. Vor der Tren-
nung sagte Bismarck: „Es liegt sowohl in meinen, als in
Ihren Interessen, daß wir über unsere Verhandlungen nichts
veröffentlichen, was später von der einen oder andern Seite
rektifiziert werden müßte, wie mir dies bei den Verhandlungen
mit Jules Favre passiert ist. Wir könnten also über das
übereinkommen, was wir veröffentlichen wollen.“
Thiers antwortete, er würde ein Erposé anfertigen,
welches die französischen Gesichtspunkte berücksichtige. Bismarck
könnte ein gleiches anfertigen vom preußischen Standpunkte
aus. Beide Denkschriften könnten demnächst ausgetauscht
werden zur Herstellung einer beide Teile befriedigenden
Formulierung. Demnächst verabschiedete sich Thiers von
Bismarck.
Versailles, 4. November 1870.
Fünfte Unterredung mit Thiers über den Abschluß
eines Waffenstillstandes.“
Nachdem Thiers lange darüber nachgedacht hatte, wie es
gelingen könnte, einen definitiven Bruch zu vermeiden, machte
er einen letzten Versuch, die Erlaubnis von Bismarck zu den
Wahlen zu erhalten, und erbat sich zu diesem Behufe einen
nochmaligen Empfang beim Kanzler. „Da ich Ihre Ab-
sichten in betreff der Freiheit der Wahl in den okkupierten
Provinzen kenne, möchte ich der Regierung in Paris vor-
schlagen, die Wahlen während eines Waffenstillstandes vor-
*) Nach der Thiers'schen Darstellung, a. a. O., S. 94.