Friedrichsruh, 26. Juni 1890.
Unterredung mit dem Geh. Leg.-Nat. Lothar
Bucher betreffend den Antrag des Buchhändlers
Adolf Kröner wegen des Verlags von Bismarcks
Memeoiren.“
Bismarck: „Der Leiter des Cotta'schen Verlags, Adolf
Kröner, hat mir am 23. geschrieben; er frägt an, ob ich
Memoiren besitze, und ob ich im bejahenden Fall geneigt
wäre, sie seiner Buchhandlung zur Herausgabe anzuvertrauen.
Lesen Sie den Brief und sagen Sie mir, was Sie dann
meinen.“
Bucher: „Darf ich fragen, wie Sie sich das Werk denken,
und welche Hilfe ich dabei zu leisten haben würde. Erst wenn
ich das weiß, kann ich beurteilen, ob ich der Sache gewachsen
bin.“
Bismarck: „Meine Absicht ist, nach und nach, wie es mir
der Geist eingibt, Episoden aus meinem Leben zu diktieren,
wozu ich Sie natürlich nicht bedarf. Alsdann würden diese
Bruchteile zu verbinden und aus dem brieflichen Material
zu ergänzen sein. Zunächst käme es darauf an, das letztere
zu ordnen. Es liegt noch piel davon in Schönhausen, und
dahin will ich mich nächstens auf einige Tage begeben.“
Damit brach Bismarck das Gespräch ab.
*) Die Anregung zu dem Werke ging von der Cottaschen
Buchhandlung aus. Schon im Januar 1889 hatte die letztere
durch eine befreundete Persönlichkeit eine darauf bezügliche Frage
an Bismarck gerichtet. Bismarck ließ erwidern, daß er keine
Aufzeichnungen habe, und, solang er im Amte sei, auch keine
machen könne. — Nach dem Rücktritt Bismarcks wiederholte der
Leiter des Cottaschen Verlags, Adolf Kröner, die Anfrage zunächst
durch Vermittlung eines im fürstlichen Hause verkehrenden Herrn,
dann durch ein direktes Schreiben. Gleichzeitig hatte sich der da-
malige Chefredakteur der „Allgemeinen Zeitung“, Hugo Jacobi,
an Lothar Bucher, der beim Fürsten in Friedrichsruh weilte,
gewendet.