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Antwort selbst in leicht zu erledigenden Dingen von dem
Einen an den Anderen herüberzubringen. Der ganze Her-
gang, wie er in den Spalten der „Breslauer Zeitung“ ge-
schildert worden, ist darum unmöglich.“
Im Laufe der Unterredung bezeichnete Bismarck sein Fest-
halten an der Kabinetsordre, welche den Ressortministern den
Vortrag beim König ohne Vorwissen des Premierministers
untersagte, nicht allein als den zufälligen äußeren Anlaß, son-
dern auch als die eigentlich wirkende Ursache seiner Entfernung
von den Geschäften, da er in dieser Beziehung keine Konzession
habe machen können. „Das unterscheidet einen Ministerprä-
sidenten von einem Kabinetssekretär; daß der erstere sein
Auge über alle Zweige der Politik wachen läßt, das allein
gibt auch die Garantie für eine stets heilsame Verwaltung.“
Er ging auf die Nachteile ein, welche das Kollegialsystem
und der überwuchernde Einfluß der vortragenden Räte haben.
„Mehrfach ist es mir gelungen, einen Ressortminister zu
meiner Ansicht zu bekehren; konnte dieser aber demnächst seinen
vortragenden Rat nicht überzeugen, wurde er vor die Wahl
gestellt, mit mir oder dem Kollegium seiner Räte zu brechen,
so reichte er ein Abschiedsgesuch ein, das mich schließlich zur
Nachgiebigkeit gezwungen hat. Ich setze allerdings voraus,
daß in einem großen und begabten Volke sich wenigstens
immer ein Mann finden wird, der im Stande ist, die Stellung
eines Ministerpräsidenten so auszufüllen, wie sie mir vor-
schwebt.““)
*) Den Stempel der Phantasie tragen nach den „Ham-
burger Nachrichten" Nr. 183 vom 21. April 1900 die damals
von dem Schriftsteller Wolfgang Eisenhart in Naumburg ver-
öffentlichten Aussprüche Bismarcks über die Frauen.
Frankfurt a. M., 4. September 1890. Aeußerung bei Ge-
legenheit der gewaltigen Huldigung, die Bismarck auf dem Bahn-
hof dargebracht wurde: „Die Leute erwarten nichts mehr von
mir, und können nichts mehr erwarten.“ — 4. September 1890.
Tag der Eröffnung der von Bismarck in seiner Amtszeit nur mit
v. Poschinger, „Also sprach Bismarck“, Band III. 8