Full text: Also sprach Bismarck. Band III. 1888 - 1898. (3)

— 117 — 
in jener verderblichen Kette sei, welche in Deutschland so gut 
wie in Skandinavien die nationale, gesunde Eigenart in den 
literarischen Anschauungen und Erscheinungen verächtlich mache; 
es sei jedoch zu hoffen, daß sich an „Rembrandt als Erzieher“ 
eine neue, kerndeutsche Literaturepoche knüpfen werde; das 
Buch sei ein deutscher Eisbrecher, der die internationale 
Cliquenkette in der Literatur zersprengen müsse. 
Bismarck: „Für mich ist der große Erfolg des Buches 
ein bestimmender Wertmesser. Ich finde es erfreulich, daß 
ein solches Buch so großen Anklang gefunden hat. Es ist 
ja doch kein Roman von Zola, im Gegenteil setzt es eine 
gewisse Gymnastik des Geistes voraus; im Bett, wo ich vor 
dem Einschlafen gern noch etwas zu lesen pflege, kann ich 
es nicht gebrauchen. Jedenfalls ist es ein geistvolles Buch. 
Gott geb's, daß es die Wirkung hat, die Sie sich davon 
versprechen. Den Verfasser habe ich zu mir eingeladen, er 
war zwei Tage bei mir in Varzin; es ist ein kindlich be- 
scheidener Mensch, den man erst anstoßen muß, um ihn zum 
Reden zu bringen, was um so merkwürdiger ist, als er ja 
mit Keulen schreibt. — — 
Seit zehn Jahren traten österreichische Handelsvor- 
stellungen an mich heran; ich habe mich bemüht, alle Ein- 
gaben sehr freundlich zur Prüfung entgegenzunehmen; sie 
sind aber über diese Prüfung niemals hinausgelangt. Man 
kann vom deutschen Bauer nicht verlangen, daß er den Auf- 
wand mit bestreitet, welchen der ungarische Magnat in Wien 
zu machen gewohnt ist. — — 
Die heutigen Konservativen können nicht über die dritte 
Bodenwelle hinwegsehen; sie würden sonst ruhig abwarten, 
anstatt hinter Allem, was angeblich von Oben kommt, wie 
hinter der Landgemeinde-Ordnung, äengstlich herzulaufen; 
auch Wilhelm I., als er Regent wurde, glaubte, alle Leute 
und Parteien glücklich machen zu müssen, es trat dann aber 
bald ein Umschwung ein; die heutigen Konservativen hätten 
die Auflösung des Landtags eher suchen, als sie fürchten
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.