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demnächst erkundigte sich Busch über den Stand von Bis—
marcks Memoiren.
Bismarck: „Ich habe angefangen, Erinnerungen und Be-
trachtungen zu diktieren, aber es wird wahrscheinlich zuletzt
nichts daraus werden. Ich habe keine Akten, und wenn ich
mich auch an die Hauptsachen erinnere — sehr deutlich —,
so kann man doch die Einzelheiten seiner Erlebnisse und Er-
fahrungen im Laufe von dreißig Jahren nicht im Gedächtnisse
behalten. Dann die Veröffentlichung bei Lebzeiten — ich
habe von 1847 an immer das monarchische Prinzip vertreten
und hochgehalten wie eine Fahne, und ich habe nun drei
Könige nackt gesehen, und da nehmen sich die hohen Herren
oft nicht gerade sehr gut aus, und das der Welt zu sagen, das
geht doch nicht, das wäre ja inkonsequent — gegen das
Prinzip. Aber es verschweigen — wenn ich einmal darauf
käme, oder gar das Gegenteil — das dürfte ich ebensowenig.
— Und geschieht es (die Veröffentlichung) nach meinem Tode,
da heißt es: Da habt ihrs, noch aus dem Grabe heraus —
welch' ein abscheulicher alter Kerl!“) «
Friedrichsruh, 31. Mai 1891.
Unterredung mit dem Redakteur der „Westdeutschen All-
gemeinen Zeitung“, Dr. Hans Kleser.“)
*") Nach einer Veröffentlichung Schweningers im Oktober
1898 nach dem Erscheinen der Tagebücher von Moritz Busch, in
denen Schweninger 300 falsche Mitteilungen entdeckt haben wollte,
sagte Bismarck dereinst zu ihm (Schweninger): „Halten Sie mir
Busch vom Leibe! Er wird dreist und indiskret, hört schlecht
und falsch, er überschätzt sich und schwatzt mir ein Loch in den
Leib.“
Friedrichsruh, 1. April 1891. Anläßlich des Geburtstages
Bismarcks hatte sich ein zahlreiches Publikum in der Nähe des
Schlosses eingefunden, welches auch ungehinderten Zutritt zum
Park erhielt. Bismarck zeigte sich kurze Zeit auf der Veranda,
sprach den Herzugeströmten seinen Dank aus und äußerte: „Ich
bin leider nicht gesund und kann daher bei dem Wetter nicht
draußen bleiben.“
*#) Vergleiche mein Werk: „Fürst Bismarck, Neue Tisch-