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des neuen Kurses, die Männer desselben, insbesondere den
Abgeordneten von Helldorf und die Staatsminister von
Bötticher und Herrfurth.
Kissingen, 5. August 1891.
Unterredung mit dem Reichstags-Abgeordneten
Guts= und Brauereibesitzer Lutz aus Heidenheim
a. H. in Mittelfranken, betreffend Bismarcks
Entlassung.“
Bismarck: „Ich bin jetzt Privatmann und ohne jede ami-
liche Verpflichtung, ich bin weggeschickt worden. Beim hoch-
seligen Kaiser gab es ja auch Meinungsverschiedenheiten, diese
wurden dem Ministerrat vorgelegt, und wenn dieser mit mir
einverstanden, war die Sache erledigt. Beim jungen Herrn
war die Einigkeit im Ministerrat sogleich dahin; die Ressort-
minister paßten sich mehr der Meinung des Kaisers an. Den
ersten Konflikt gab es gelegentlich des Streiks in der Rhein-
provinz. Ich war damals Handelsminister; gleichwohl ver-
kehrte der Kaiser ohne meine Mitwirkung in dieser Angelegen-
heit mit dem Oberpräsidenten v. Berlepsch. Sogleich empfahl
ich, daraus die Konsequenzen zu ziehen, und so wurde dieser
Herr Handelsminister. In den vielen schlaflosen Nächten legte
ich mir dann die Frage vor, ob ich im Amt bleiben solle, auch
um den Preis von Demütigungen; der Sache zuliebe war
ich hierzu entschlossen. Da, ohne jede Veranlassung, kam
eines Tages ein Flügeladjutant zu mir mit der Mitteilung,
der Kaiser erwarte mein Entlassungsgesuch, ich erklärte, das
sei nicht nötig, man könne mich ja meines Amtes entsetzen.“
*) „Mannheimer Tageblatt“ Nr. 96 vom 6. April 1905.
Nach einer Darstellung von Lutz. Vergleiche über denselben Besuch
auch mein Werk: „Fürst Bismarck. Neue Tischgespräche und
Interviemws“, Bd. I, S. 191.