Full text: Also sprach Bismarck. Band III. 1888 - 1898. (3)

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the State“ („Ich wollte die Arbeiter für den Staat — 
das heißt für den sozialen Frieden — gewinnen.“) Er 
brauchte sogar den englischen Ausdruck „bribe“, wobei be- 
merkt sein muß, daß das deutsche Wort „bestechen“ einen 
ganz falschen Sinn von seiner Meinung geben würde. Seine 
Absicht war die Versöhnung der sozialen Gegensätze, die Ab- 
wehr sozialer Mißstimmung. Im Laufe der Unterredung 
sprach Bismarck ziemlich lebhaft gegen das allgemeine Wahl- 
recht und behauptete, daß es auf die Dauer nicht zu behaupten 
wäre. In der Verfassung des Norddeutschen Bundes, fügte 
er hinzu, habe er dieses weitgehende Prinzip allein einge- 
führt, um das deutsche Volk zu versöhnen und für die Sache 
der nationalen Einheit zu gewinnen.) 
Friedrichsruh, 20. April 1892. 
Unterredung mit Professor Felitz Dahn, betref- 
fend das allgemeine Wahlrecht, den Kulturkampf 
und die Polenpolitik.“" 
Nach dem Frühstück nahm Bismarck den Dichter in sein 
Arbeitszimmer und begann mit ihm mehrere Stunden über 
*) Die „Hamburger Nachrichten“ vom 5. Juli 1905 be- 
merkten zu diesem Referate: „Diese Darstellung enthält im großen 
ganzen nichts, was nicht bereits bekannt wäre. Wir selbst haben 
oft genug die Stellung des großen Staatsmannes zur Sozial- 
reform im allgemeinen und zur Alters= und Invaliditätsgesetz- 
gebung im Speziellen in seinem Auftrage ganz analog charak- 
terisiert. Wenn aber das „Berliner Tageblatt“ an die Dawson'sche 
Darstellung die Meinung knüpft: „Jedenfalls aber beweisen seine 
(Bismarcks) Aeußerungen über die Arbeiterschutzgesetze, daß er 
in sozialpolitischer Hinsicht unvergleichlich fortschrittlicher dachte als 
die feudalen Herren (des Herrenhauses), mit denen er sich in 
der Abneigung gegen das Wahlrecht begegnete“, so müssen wir 
das als eine ganz unberechtigte Schlußfolgerung bezeichnen, weil 
Bismarck wohl ein Freund der Arbeiter gewesen, nicht aber der 
staatlichen Eingriffe in die Autonomie derselben und in die der 
Unternehmer, wie sie das charakteristische Merkmal der Sozial- 
politik von heute bildet.“ 
*) Felir Dahn: „Erinnerungen“, Bd. IV, S. 374. 
 
	        
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