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Schröder meinte, daß mit einer stätigen und starken Re-
gierung bessere Aussichten für das Land gekommen seien und
daß auf seiner Estancia der Rindviehbestand sich jährlich um
40 Prozent und die Schafe um 45 Prozent vermehrten. Bis-
marck war erstaunt und bemerkte, daß ein solches Land vor-
wärts kommen müsse. Während des Gesprächs näherten sich
ein Herr und eine Dame und stellten sich vor. Der Herr war
ein Eisenindustrieller vom Rhein und Bismarck erkundigte sich
nun danach, ob die Südamerikaner viel Eisen vom Rhein
bezögen. Schröder gab die Auskunft, daß sie in den letzten
zehn Jahren viel Draht, speziell für Umzäunungen, von daher
verwendet hätten. Als sich das Paar verabschiedet hatte,
ersuchte Bismarck Schröder, ihn auf seinem Spaziergange zu
begleiten. Der Regen schien ihm sehr willkommen zu sein;
er war ganz in seinem Element und erinnerte sich der Tage,
wo er als Deichhauptmann zufrieden gewesen wäre, vor strö-
mendem Regen Unterkunft zu finden. Auf die Mitteilung
Schröders, daß er noch am selben Abend nach Südamerika
abreisen wolle, trug ihm Biomarck Grüße für die Deutschen
an den Ufern des La Plata auf und einen besonderen Dank
an den Redakteur der Deutschen „La Plata Zeitung“ für die
freundliche Uebermittlung seines Blattes. Im Gespräch über
amerikanische Angelegenheiten wurde der Ausgang des Parkes
erreicht. Bismarck bedauerte, ins Haus zurückkehren zu müssen,
da er Gäste erwarte, und schüttelte Schröder beim Fort-
gehen herzlich die Hand.“)
Friedrichsruh, 21. Mai 1892.
Unterredung mit dem Redakteur der „Westdeutschen
Allgemeinen Zeitung“ Dr. Hans Kleser, betreffend
*) Ueber ein Gespräch Bismarcks mit dem zu Fuß von
Detmold mach Friedrichsruh gereisten Premierleutnant a. D.
v. Donop aus Detmold vergleiche den „Rheinischen Kurier“ Nr. 141
vom 21. Mai 1902. Ueber Gespräche Bismarcks mit einer jungen
Straßburgerin im Sommer 1892 in Kissingen vergleiche die Nr. 696
der „Straßburger Post““ vom 31. August 1898.