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die preußische Verwaltungspolitik, den Eindruck
der ersten Reden Caprivis, die Bekämpfung der
Sozialdemokratie, die Beziehungen zwischen Kai-
ser Wilhelm U. zu seiner Mutter, Bismarcks
Denkmal in Berlin, Bismarcks Geschichte von dem
Scharzhofberger in Kreuznach.“
Im Zusammenhang mit seinen Bemerkungen über die
Undankbarkeit und Falschheit, den Abfall und Verrat einzelner
bekannter und damals vielgenannter Persönlichkeiten, die
ihn gleichgiltig ließen, wogegen ihn die stumpfe Teil=
nahmslosigkeit des gesamten Volkes, vorab des preußischen,
gegenüber der vollständigen Verkehrung der äußeren und
inneren Politik mit Sorge erfülle, betonte Bismarck,
daß er selbst während seiner Amtsführung in Fragen
der preußischen Verwaltungspolitik, um nicht Krisen herauf-
zubeschwören, die dem alten Kaiser möglichst hätten erspart
werden müssen, ganz besonders aber später nach dem
Tode des Kaisers Wilhelm sich häufig habe müssen über-
stimmen lassen. „Was mir als ein Hauptgebrechen der jetzigen
preußischen Verwaltung erscheint, ist die beliebte Besetzung
der Verwaltungsstellen nach politischen Grundsätzen. Der alte
preußische Landrat, der seinen Posten bis an sein Lebens-
ende bekleidete und der Preußen stark gemacht hat, ist ausge-
storben. Die Landratsstellen befinden sich heute bereits zur
Mehrzahl in den Händen junger politischer Streber, welche
dieselben als eine möglichst kurze Durchgangsstation zu höheren
Posten betrachten, ihren Bezirk oft überhaupt während ihrer
ganzen Amtstätigkeit nicht genau kennen lernen, dagegen be-
strebt sind, sich dem Minister tunlichst politisch nützlich zu
*) Nach Klesers Veröffentlichung in den „Münchner Neuesten
Nachrichten“ Nr. 367 (1898). Ergänzung des Referats, das ich
über den Empfang Klesers in meinem Werke: „Fürst Bismarck,
Tischgespräche und Interviews“, Neue Folge, Bd. I, S. 216 f.
und Bd. II, S. 376 bis 387 gegeben habe.