Full text: Also sprach Bismarck. Band III. 1888 - 1898. (3)

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erweisen, um recht rasch aus dem Landratsamt wieder heraus 
und weiter zu kommen. Ein frischgebackener Regierungs- 
assessor, besonders, wenn sein Vater oder Gönner ein ein- 
flußreicher Abgeordneter oder Politiker ist, kann sicher sein, 
nach ein paar Anstandsmonaten Beschäftigung auf der Re- 
gierung eine Landratstelle zu bekommen. Das ist sehr vom 
Uebel, für die Verwaltung wie für die gesunde und aufrechte 
politische Gesinnung. — — 
Die ersten Reden Caprivis vor den Volksvertretern haben 
mich geradezu entsetzt. Solche flache Phrasen mit so viel 
Aufwand vorgetragen! Ich hatte es einem preußischen 
General nicht zugetraut. Wenn er wenigstens soldatische 
Schneidigkeit gegenüber den oppositionellen Elementen her- 
vorgekehrt hätte!“ 
Mit der größten Entschiedenheit verteidigte Bismarck gegen 
alle lautgewordenen Einwendungen seinen Standpukt, daß 
es durchaus mit dem Geist und dem Zweck wie mit dem 
Text der Reichs= und Staatsverfassung vereinbar sei, die 
Sozialdemokratie mit Ausnahmegesetzen zu bekämpfen. Das 
Zurückweichen von diesem Standpunkt bezeichnete der Fürst 
als den verhängnisvollsten Irrtum und schwersten Fehler, der 
in der inneren Politik hatte begangen werden können. „Die 
heutige internationale und revolutionäre Sozialdemokratie, 
welche die frühere nationale und vom Staatsbegriff aus- 
gehende vollständig verschlungen hat, stellt sich selbst pro- 
grammäßig in Kampf um Sein oder Nichtsein gegen die 
Staatsverfassung und gegen den Staat als solchen. Darum 
ist es nicht der Staat, welcher den Ausnahmszustand über 
die Sozialdemokratie verhängt, sondern umgekehrt, die 
Sozialdemokratie ist aus dem Staat ausgetreten und hat 
ihm den Vernichtungskrieg angesagt. Damit sind ihr gegen- 
über die Verfassungsverträge erloschen. Es ist Feigheit, 
wenn die Staatsgewalt es unterläßt auch ihrerseits die 
Konsequenz aus dem sozialdemokratischen Programm zu 
ziehen.“ 
v. Poschinger, „Also sprach Bismarck“ Band lII. 10
	        
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