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Die Behauptung, Bismarck habe schlechte Beziehungen
des Prinzen Wilhelm und späteren Kaisers zu seiner Mutter
gewünscht und bestärkt, erklärte der Fürst, und mit gleichem
Nachdruck hatte es die Fürstin Bismarck getan, als das gerade
Gegenteil der Wahrheit.
Kleser hatte sich eines Auftrages an den Fürsten und
einer Anfrage wegen zweier Bismarckdenkmäler zu entledigen,
die auf Betreiben zweier Freunde in den Rheinlanden er-
richtet wurden; eines in Werden an der Ruhr, das andere
in Düren. Dabei kam die Rede auf die Errichtung des
Nationaldenkmals in Berlin, die nicht vom Flecke rückte,
obschon der Kaiser den Ehrenvorsitz im Denkmals-Ausschuß
hatte. Bismarck äußerte sich etwas befremdend kühl über
derartige Ehrungen, und speziell über das Berliner Denk-
mal sprach er sehr gleichgiltig.“)
Es mochte so um die Mitte zwischen Frühstücks= und
Abendmahlszeit gewesen sein, als Bismarck die Unterhaltung
*) Hiezu schreibt Kleser: Vielleicht begreift man das und
manches in jüngster Zeit Vorgefallene, wenn man erfährt, daß
der Fürst nie in die Lage gekommen ist, seine Meinung über
Form, Aufschrift, Standort seines Berliner Denkmales in maß-
gebender Weise zu außern. Es ist mir später, aber nicht von einem
(Mitgliede des Bismarck'schen Hauses versichert worden, die einzige
Anfrage, die an den Fürsten wegen des Berliner Denkmales ge-
kommen sei, habe wissen wollen, ob er einwillige, daß die Hälfte
der Denkmalssumme für Berliner Kirchenbauzwecke verwendet
werde. Jedenfalls war der Fürst außer Stande, auf die Ge-
staltung des Denkmals Einwirkung zu nehmen, und daraus wird
mir erklärlich, daß er seinem ältesten Sohne auftrug, dafür zu
sorgen, daß sich über seine sterblichen Ueberreste ein Denkmal
erhebe, das in der Schlichtheit seiner Form und Inschrift seinem
eigenen Wesen gemäß sei. — Die von der „Westdeutschen All-
gemeinen Zeitung“ reproduzierten Aeußerungen Bismarcks wurden
später von den „Hamburger Nachrichten“ mehrfach desavouiert.
„Hamburger Nachrichten“ vom 12. Juli 1892. M. A. und 13. Juli
1892. M. A. " /